Entwicklung und Besiedlung

Perfektes Revier für Flussregenpfeifer.

 
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Der Gleithang wächst durch Sandablagerungen immer weiter.

 
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Fluss und Aue sind vielfältig miteinander vernetzt.

 
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Ein faszinierendes Lebensraummosaik.

 

Stand 25.03.2024

Eine erste große neue Kiesbank zeigt sich im Ablaufbereich des Lippesees in die neue Lippe. Die ursprüngliche Planung hatte hier eine flache Verbrindungsmulde vorgesehen, in der sich Röhricht entwickeln sollte. Aber die Lippe weist selbst im Ablauf des Sees eine viel größere Dynamik auf als angenommen. Die Flussregenpfeifer, die in Kürze aus ihrem Winterquartier zurückkehren, wird es sicher freuen.

An Gleithängen ist die Strömungsgeschwindigkeit auch bei stärkeren Abflüssen relativ gering. Hier haben sich frische Sandanlandungen gebildet. Solche zungenförmigen Sandanlandungen gibt es in der renaturierten Flussaue an vielen Stellen. Sie bilden zusammen mit Weidenaufwuchs, älteren Anlandungen und Hochstauden ein faszinierendes Lebensraummosaik und eine untrennbare Einheit.



 

 

Stand 13.03.2024

Die Abflussmengen der Lippe sind auf ungefähr Mittelwasser zurückgegangen. Während der Pegel Bentfeld um die Jahreswende als höchsten Wert 3,40 m aufgewiesen hat, zeigt er nun ca. 1,45 m an. Und mit dem zurückgegangenen Wasser zeigen sich immer mehr neue Strukturen, die sich eigendynamisch in den letzten Wochen herausgebildet haben.

Große neue Kies- und Sandanlandungen haben sich an den Ufern, aber auch mitten im Fluss gebildet. Diese sind derzeit noch überwiegend unter Wasser. Erst in ein paar Wochen, mit weiter sinkendem Pegel, werden sie in voller Größe zu sehen sein.

Sehr eindrucksvoll sind große Pakete aus Treibholz und Schwemmgut, die sich an einigen Uferabschnitten abgelagert haben. Sie bilden einen idealen Lebensraum für zahlreiche Insektenarten, Kleinsäuger und Pilze. Es wird spannend sein, die weitere Besiedlung zu beobachten.

Am auffälligsten sind aber Uferabbrüche im Bereich von Prallhängen. Dort hat das Wasser mit großer Kraft Boden abgetragen. Lehmbrocken, Sande und ganze Uferpartien mit aufgewachsenen Birkengehölzen sind in den Fluss gekippt. Die steilen Bereiche können nun von Eisvögeln und Uferschwalben besiedelt werden. Die flacheren Wasserwechselbereiche sind potenzielle Lebensräume für Pflanzen, Amphibien und typische Uferinsekten, wie z. B. Uferlaufkäfer und Springwanzen.

 

 

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Die neuen Kiesbänke sind derzeit noch überwiegend unter Wasser.

 
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Treibholz und Schwemmgut an einem Uferabschnitt.

 
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Ein paar umgestürzte Birken liegen noch im Fluss: Hier hat die Lippe ordentlich geknabbert.

 
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Sehr schön zeigen sich hier steilere und flache Uferabschnitte.

 
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Risse am Ufer zeigen an, dass die Dynamik noch nicht beendet ist.

 

Stand 15.02.2024

Immer wieder hat es in den letzten Wochen ergiebig geregnet. Die Abflussmengen in der Lippe sind auf einem hohen Niveau geblieben. Wie sieht es nun im Renaturierungsbereich aus? Gibt es deutliche Veränderungen?

An vielen Uferbereichen haben die Wassermengen der letzten Zeit genagt und Spuren hinterlassen. Es hat Unterspülungen und Abbrüche gegeben. Einige der am Südufer stehenden Birken sind in die Lippe gestürzt. Aber das ist nicht besorgniserregend, sondern ein Zeichen dafür, dass nach der Renaturierung der Fluss wieder eigendynamische Kräfte zurückgewonnen hat. Die frischen Uferabbrüche werden in der kommenden Vegetationsperiode sicher großes Interesse bei Eisvögeln und Uferschwalben auslösen.

Durch das Hochwasser sind an vielen Stellen Baumstämme und Äste in die Renaturierung gespült worden. Diese bilden nun willkommene Lebensraumstrukturen. Totholz und Sturzbäume sind in der neuen Lippe ja immer noch Mangelware,

Im Ablauf aus dem Lippesee sind größere Mengen Kies umgelagert worden. Es wird spannend sein zu beobachten, welche Tiere und Pflanzen sich in diesem dynamischen Lebensraum ansiedeln werden.


 

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Zwei Baumstämme wurden an einem Gleithang angespült.

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Besonders im Bereich des südlichen Birkenwäldchens hat die Lippe ordentlich geknabbert.

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Neue Uferabbrüche gibt es nun an vielen Stellen.

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Diese angespülten Stämme zeigen die Höhe des Abflusses über die Jahreswende an.

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Frische Kiesinsel im Ablauf aus dem Lippesee.

Stand 09.01.2024

Am 9. Januar 2024 ist der Pegel der Lippe im Bereich Bentfeld im Vergleich zum Höchststand vom 26.12.23 um ca. 90 cm gesunken. Die Lippe hat sich nach einem kurzen Aufbäumen in den ausgebauten Flussabschnitten wieder in ihr vorgegebenes Flussbett zurückgezogen. In der früheren Aue sind nur noch geringe Reste der überstauten Flächen zurückgeblieben.

Auch im Bereich der Renaturierung ist die Wasserfläche der Lippe nun wieder auf den Bereich der Umgestaltung begrenzt. Dennoch sind die Auswirkungen der Renaturierung deutlich zu erkennen: In den Ausbauabschnitten ist die Lippe einheitlich tief eingeschnitten und nur ca. ca. 20 m breit. DIe Strömung ist gleichbleibend und monoton. In der Renaturierung hat der Fluss in der Sekundäraue stark wechselnde Breiten. Die Strömungsverhältnisse sind kleinräumig sehr unterschiedlich.

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Die Aue der Renaturierung ist bordvoll gefüllt. Am linken oberen Bildrand sind noch Reste des Hochwassers in einer Flutmulde zu sehen.

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Auslauf des Lippesees und Ende der Lippeseeumflut. Die über den See abfließende Wassermenge ist deutlich geringer geworden.

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Das Senkrechtbild von einem Ausschnitt der Aue zeigt größere Sedimentverlagerungen.

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Am Ende der Renaturierungsstrecke ist von der Sohlgleite noch nichts zu erkennen.

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Unterhalb der Heddinghauser Straße (Bereich Pegel Bentfeld) hat die Lippe ein ausgebautes Regelprofil mit einheitlicher Breite und Struktur.

Stand 28.12.2023

Über die Weihnachtsfeiertage hat sich an der oberen Lippe ein Hochwasser entwickelt, dass zwar noch nicht als dramatisch oder katastrophal zu bewerten ist. Mit einem Pegelwert von ca. 3,42 m am Pegel Bentfeld zählt es aber auf jeden Fall zu den größten Abflüssen der letzten Jahre. Seit dem 27.12. fallen die Pegelwerte zwar wieder. Gänzlich entspannt ist die Lage aber noch längst nicht.

Ab einer Abflussmenge von ca. 38 cbm beginnt in der Lippeseeumflut ein Hochwasserabschlag über den Entlastungsdamm im Osten in den Lippesee. In der Folge fließt bei den derzeitigen Abflussmengen der größere Wasseranteil über den Lippesee und die kleinere Menge über die Umflut ab. Unter der Brücke der B 64 vereinigen sich die beiden Teilströme und fließen zusammen in den Renaturierungsbereich.

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Wasserstände des Pegels Bentfeld (Quelle: Hochwasserportal NRW).

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Blick auf den Ablauf des Lippesees mit B 64 in der Bildmitte und Lippesee im Hintergrund (Foto vom 26.12.2023).

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Blick von der Brücke der B 64 in Richtung Fußgägngerbrücke über dem Lippeseeablauf (Foto vom 26.12.2023).

Aus der Luft betrachtet fällt auf, dass der Ablauf des Lippesees relativ turbulent und breitflächig strömt. Der Ablauf der Umflut ist deutlich geringer und zeigt weniger Turbulenzen. Die gesamte Fläche der Renaturierung ist überstaut. Das Hochwasser hat sich sogar deutlich über die Sekundäraue hinaus verbreitet. Von den Laufverlängerungen der Lippe im Bereich der Renaturierung ist bei den hohen Abflüssen nichts mehr zu erkennen. Der Fluss strömt in voller Breite durch die Auenlandschaft.

Die Renaturierung der Lippe und ihrer Aue konnte aus Gründen der Flächenverfügbarkeit nur in einem kleinen Teil der ursprünglichen Flussaue duruchgeführt werden. Auf Luft- und Satellitenbildern aus dem Jahr 2023 ist zwischen dem Lippesee und dem Heddinghauser See die Renaturierungsfläche gut zu erkennen. Aufgrund unterschiedlicher Bodenfeuchte und dadurch bedingter Wuchsunterschiede des Getreides lassen sich außerdem zahlreiche frühere Lippeverläufe erkennen. Deutlich wird, in welchem Umfang der Fluss vor den Ausbau- und Regulierungsmaßnahmen durch den Menschen die Landschaft geprägt und geformt hat. Der Mäandergürtel der Lippe erreichte hier ehemals eine Breite bis zu 650 m.

Und bei großen Hochwasserabflüssen erinnert uns die Lippe an die ursprüngliche Ausdehnung ihrer Aue. Im Bereich früherer Flussschlingen liegt das Gelände bis heute etwas tiefer als die Umgebung und bildet mächtige Hochflutrinnen aus.

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Ablauf des Lippesees (von unten kommend in der Bildmitte) und Ablauf der Umflut (links im Bild, Fotos vom 26.12.2023).

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Die gesamte Fläche der Renaturierung ist überstaut.

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Wo sind denn hier die Laufverlängerungen der neuen Lippe?

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Renaturierungsfläche (oben rechts) zwischen Lippesee (rechts) und Heddinghauser See (links im Bild, Quelle Google Maps). Im Getreide zeichnen sich frühere Flussverläufe der Lippe ab.

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Die Lippe lässt ihre Muskeln spielen. Südwestlich der Renaturierung sind die Hochflutmulden der Lippeaue prall gefüllt. Im Bildhintergrund sind die Kläranlage und der Heddinghauser See zu erkennen.

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Der erste große Lippebogen unterhalb der B64 zeigt in weiten Bereichen dichte Unterwasserpflanzenbestände. Eine langgezogene vegetationsarme Mittelinsel zeigt die Dymanik von Anlandungen und Erosion an.

 
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Im Ablauf des Lippesees werden große Sandmengen immer wieder umgelagert. Bisher konnten dort noch keine Pflanzen Fuß fassen.

 
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Oberhalb der Sohlgleite im Westen der Renaturierung haben sich dichte Hochstauden in der wechselfeuchten Aue entwickelt.

 
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Im mittleren Abschnitt der Aue wachsen in den Hochstauden bereits erste Gehölzinitiale, die Wuchshöhen bis ca. 3 m erreicht haben. Die beiden braunen Punkte rechts unterhalb der Bildmitte sind übrigens 2 Rinder.

 

Stand 20.10.2023

Zum Ende der Vegetationsperiode 2023 lohnt sich noch einmal ein Blick aus der Vogelperspektive auf die Renaturierung. Auf den ersten Blick fällt schon auf, wie grün die Flächen der Aue geworden sind. Aber auch auf der Gewässersohle haben sich in vielen Abschnitten reiche Unterwasserpflanzenbestände ausgebreitet. Nur noch an wenigen Stellen sind noch Spuren der Baumaßnahme zu erkennen.

Stand 31.08.2023

Eisvögel haben aus zwei Gründen von der Renaturierung der Lippe profitiert: Zum einen finden sie ein reiches Nahrungsangebot durch die großen Anzahlen von Elritzen, Drei-stachligen Stichlingen und anderen kleinen Fische. Zum anderen haben sie durch die zahlreichen Uferabbrüche und Steilufer eine gute Auswahl von geeigneten Plätzen für die Anlage ihrer Brutröhren. Zwei bis drei Brutreviere dieser fliegenden Edelsteine waren jeweils in den letzten beiden Jahren in der Renaturierung ausgebildet.

Eisvögel machen in guten Jahren sog. Schachtelbruten. Das Weibchen legt dann in einer neuen Brutröhre bereits die Eier einer zweiten bzw. dritten Brut, bevor die Jungtiere der vorigen Brut vollständig flügge sind. Das Männchen fütterte dann die alte Brut und das brütende Weibchen parallel weiter.

EIn erwachsener Eisvogel frisst ca. 15 - 20 kleine Fische pro Tag. Jungtiere werden mit bis zu 10 Fischen pro Tag gefüttert. Da kommen bei 2 Brutrevieren in einer Saison leicht einige tausend Kleinfische insgesamt zusammen. Wie gut, dass aufgrund der ausgezeichneten Fortpflanzung die neue Lippe mehr als ausreichende Fischbestände aufweist.







 

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Ein Männchen (Kennzeichen vollständig schwarzer Schnabel) hat als Ansitz ein Drahtseil zur Befestigung von Hinweistafeln über der Lippe gewählt.

 
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Der Unterschnabel der Weibchen ist an der Basis orange-gelb gezeichnet.

 
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Abflug zum Sturz auf die Beute im Lippewasser.

 
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Der Versuch ging daneben: Wasser ausschütteln und weitermachen.

 
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Hier ist der orange Unterschnabel des Weibchens besonders gut zu sehen.

 
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Ein steter Wechsel von Überstauung und Austrocknung prägt die Lebensbedingungen in der Flussaue.

 
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Genau daran ist das Braune Zyperngras angepasst.

 
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Die Art braucht als Pionierbesiedler immer neu entstehende Schlammflächen.

 
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Das Große Flohkraut bildet höhere Bestände aus.

 
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Bei näherer Betrachtung zeigt sich die volle Schönheit der Blüten.

 

Stand 20.08.2023

Immer wieder hat es in der letzten Zeit kräftige Regenschauer gegeben. Das führt dazu, dass große Flächenanteile der Renaturierung regelmäßig überstaut werden. Genau das ist ja auch ein wichtiges Ziel der Maßnahme!

Auf den wechselfeuchten Auenstandorten habe sich äußerst interessante Lebensgemeinschaften angesiedelt. Das Braune Zyperngras ist nur wenige Zentimeter groß und wächst auf schlammigen Rohbodenflächen. Es ist in Westfalen im Bestand gefährdet und bekommt durch die große Eigendynamik der Lippe in der Renaturierung gute Wuchsbedingungen.

Das Große Flohkraut ist auf gut strukturierte, wechselfeuchte Uferstandorte angewiesen. In Nordrhein-Westfalen ist diese Art ebenfalls gefährdet. Im Renaturierungsbereich wächst die sehr hübsche Pflanze gleich an mehreren Stellen.

Zahlreiche Grünfrösche haben die verschiedenen Blänken und Mulden ebenfalls besiedelt. Sie finden in der Vegetation Versteckmöglichkeiten, können in den warmen und seichten Flutmulden laichen, und die großen Mengen von Insekten bieten reiche Nahrung.

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Ein Grünfrosch hat sich in der Ufervegetation versteckt.

 
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Erste Silbergrashorste haben eine sandige Böschung besiedelt.

 
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Die Heidenelke ist entweder aus Samenvorrat, der seit Jahrzehnten noch im Boden war, aufgewachsen oder aus der Senne neu eingewandert.

 
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Sandlaufkäfer sind agile Räuber und jagen andere Insekten.

 
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Das Tausendgüldenkraut war früher häufig und wurde als Heilpflanze gesammelt. Heute kommt es leider nur noch selten vor.

 

Die Reanturierung weist aber auch zahlreiche sandige und trockene Standorte auf, an denen Spezialisten zuhause sind. An den flachen Uferböschungen wachsen typische Heiderelikte wie das Silbergras und die Heidenelke. Auf dem Boden dazwischen jagen Dünen-Sandlaufkäfer, die mit ihren großen Facettenaugen alle Bewegungen möglicher Beutetiere registrieren.

Im Übergang zum beweideten Grünland wächst das filigrane Tausengüldenkraut, das mit seinen kleinen Blüten zarte Farbtupfer bildet.

Alle diese Arten fehlen außerhalb von Schutzgebieten und Renaturierungen in unserer sonst so intensiv genutzten Kulturlandschaft. Durch die Renaturierungsmaßnahme haben sie ein neues Zuhause erhalten.

Stand 18.07.2023

Der Sommer hat die Hochstauden in der Lipperenaturierung zur vollen Blüte gebracht. Wasserdost, Geflügelte Braunwurz, Wasser-Minze, Ufer-Wolfstrapp und v. a. der Blutweiderich bilden dichte Bestände in den wechselfeuchten Auenbereichen. Die Luft schwirrt vom Summen der Bienen und Hummeln. Ein intensiver, erdiger Blütenduft liegt über der Landschaft.

Der Blutweiderich ist eine besonders ergiebige Nektarpflanze. Seine rosa-violetten Blütenstände sind beliebt bei vielen nektarsaugenden Insekten. Außerdem kann eine einzelne Blutweiderich-Pflanze bis zu 3 Millionen Samen produzieren, die für eine schnelle Ausbreitung auf feuchten Böden sorgen. Eine ideale Voraussetzung für die Besiedlung weiter Teile der Renaturierung.

Seinen Namen hat der Blutweiderich übrigen nicht wegen seiner Farbe bekommen, sondern weil man ihn früher als blutungsstillendes Mittel verwendet hat.

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Abschnittsweise wird die neue Lippe von einem geschlossenen Blutweiderich-Saum begleitet

 
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Die Aue bietet ein herrliches Farb- und Duftspektakel.

 
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In den Hochstauden finden sich immer wieder feuchte Mulden und Wasserpfützen.

 
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In einer Flutmulde blüht weiß der Wasser-Hahnenfuß.

 
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Nicht nur Insekten mögen den Blutweiderich. Ein weibliches Reh pflückte gezielt ein paar Dutzend der süßen Blütenstände ab.

 
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Ein junger Kiebitz sucht im Wasserwechselbereich einer Flutmulde nach Nahrung.

 
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Kleine Fliegen, Würmer und Insektenlarven werden von den jungen Kiebitzen aufgepickt.

 
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Zwischendurch bietet die Vegetation immer wieder gute Deckungsmöglichkeiten.

 
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Die Eltern, hier ein Wiebchen, sind immer wachsam in der Nähe.

 
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Schon wenige robuste Rinder reichen aus, um einige offenen Teilflächen in der Aue zu erhalten.

 

Stand 22.06.2023

In Westfalen war der Kiebitz früher ein Charaktervogel der feuchten Wiesen und Weiden. Auch in der Lippeaue war er häufig anzutreffen. Seine typischen Rufe und seine wilden Flugmanöver im Frühjahr prägten die Auenlandschaft.

Durch den drastischen Verlust von Feuchtgrünland und aufgrund der oftmals sehr starken Nutzungsintensivierung der noch verbliebenen Wiesen und Weiden hat der Kiebitz in den vergangenen Jahrzehnten die meisten Lebensräume verloren. Ein Umstieg der Art auf Ackerstandorte ist nur eingeschränkt erfolgreich verlaufen, da dort viele Bruten letztlich nicht erfolgreich sind. In der Folge sind die Kiebitzbestände landesweit erschreckend stark eingebrochen. Einige Regionen werden von der Art bereits überhaupt nicht mehr besiedelt.

Umso erfreulicher ist es, dass Kiebitze auch im Jahr 2023 wieder mit mehreren Brutpaaren die Lipperenaturierung besiedeln. Sie nutzen dort die lückigen Vegetationsbestände als Deckung für die Neststandorte, brüten als kleine Kolonie gut geschützt vor Beutegreifern und verteidigen sich bei Bedarf gemeinsam gegen Rabenkrähen und Elstern, die versuchen, Eier und Jungvögel zu erbeuten.

Deshalb konnten auch in diesem Jahr wieder einige Jungtiere schlüpfen und heranwachsen. Sie werden von den Eltern gut bewacht, müssen sich aber vollkommen selbstständig um die Nahrungssuche kümmern. Im Bereich der ausgedehnten Wasserwechselzonen finden die kleinen Kiebitze ein reiches Nahrungsangebot. Und die im Gebiet über den Sommer weidenden Rinder sorgen dafür, dass es auch bei zunehmender Vegetationsdichte immer einige offene Teilflächen gibt. Dort können auch die jungen Kiebitze gut laufen und Nahrung jagen.

Stand 31.05.2023

Die Lippe unterhalb Sande war vor dem Maßnahmenbeginn durch Steinschüttungen im Bereich der Ufer und der Sohle vollständig verbaut und festgelegt. Ein wichtiges Ziel der Renaturierung ist es, durch die Entfernung der früheren Uferbefestigungen dem Fluss seine ursprüngliche Eigendynamik wiederzugeben. Aber was bedeutet das eigentlich: Eigendynamik?

Natürliche Gewässer sind u. a. dadurch gekennzeichnet, dass durch die Kraft des Wassers ständige Veränderungen im Fluss und in der Aue stattfinden. Kies- und Sandablagerungen entstehen neu und werden wieder abgetragen. Tiefe Kolke werden ausgespült. Im Bereich von Gleitufern wird Sediment abgelagert, während an Steilufern Auensedimente abgetragen werden. Diese Prozesse sind im Bereich der Lippe-Renaturierung ganz gezielt gefördert worden, weil sie Voraussetzung für die Bildung von Lebensräumen typischer Tier- und Pflanzenarten sind. Flussregenpfeifer benötigen z. B. flache und offene Sedimentbänke. Eisvögel und Uferschwalben legen ihre Brutröhren in Steilufern an.

Im Renaturierungsbereich entstehen u. a. ständig neue Steilufer. Es lässt sich ohne Vermessungen aber nur schwer abschätzen, wie stark diese Veränderungen wirklich sind. Ein gutes Hilfsmittel für solche Auswertungen sind hochauflösende Luftbilder, wie sie für den Renaturierungsbereich in regelmäßigen Abständen angefertigt worden sind. Diese Luftbilder lassen sich in Geoinformationssystemen koordinatengerecht entzerren und überlagern. So wird deutlich, wie stark sich bestimmte Uferpartien verändert haben.

An drei Uferabschnitten lässt sich durch den Vergleich der Luftbilder von 2021 und 2023 zeigen, dass in Prallhangbereichen die Böschungen um bis zu 3 m von der Lippe abgetragen worden sind. Das ist jeweils auf einer Länge von ca. 30 bis 60 m zu beobachten. Dabei werden auch Wurzeln von ca. 20jährigen Birken unterspült, so dass die Bäume letztlich in den Fluss stürzen. Diese Prozesse zeigen an, dass die Enfesselung der Lippe erfolgreich gewesen ist.

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Wurzeln von jungen Birken werden von der Lippe unterspült.

 
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Hervorragende Ansitz- und Brutplätze für Eisvögel entstehen immer wieder neu.

 
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Eine große Kiesinsel hat sich im Fluss gebildet. Dadurch wirkt eine größere Erosionskraft auf das Ufer, das sich in 2 Jahren um bis zu 3 m verlagert hat.

 
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In diesem Abschnitt wurde der Flusslauf durch Ablagerungen am Gleitufer nach Süden gedrückt.

 
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Großflächige rechtsseitige Sandauflandungen haben bewirkt, dass auf einer Länge von ca. 60 m ein Steilufer weiter abgetragen wurde.

 

Stand 14.05.2023

Kanadagänse führen jetzt Junge in der Lipperenaturierung. Sie nutzen die guten Deckungs- und Versteckmöglichkeiten im Jungwuchs von Erlen und Weiden. Hier sind die Gössel gut gegen Angriffe von Greifvögeln geschützt. Aber sie führen die Kleinen auch in offenere Teilflächen. Dort wachsen schmackhafte Pflanzen wie Wasser-Ehrenpreis und Wasserminze. Besonders die noch kleinen Küken bleiben dabei dicht zusammen.

Kanadagänse kommen ursprüglich aus Nordamerika. Sie wurden in Europa teilweise gezielt ausgesetzt. Häufig sind aber auch Tiere aus der Gefangenschaft geflohen und haben sich in Mitteleuropa angesiedelt und ausgebreitet. Sie gehören somit zu den sog. Neozoen (neu angesiedelten Tieren). In Nordrhein-Westfalen leben heute ca. 6.500 bis 10.000 Tiere. Kanadagänse werden bejagt. In den letzten Jahren sind in NRW ca. 6.500 Tiere pro Jahr geschossen worden. Vielerorts werden sie aufgrund ihrer Fraßschäden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen intensiv verfolgt.

In den nächsten Wochen und Monaten können die jungen Gänse in der Renaturierung ungestört aufwachsen. Und großen Schaden durch ihr Fressen können sie dort nicht anrichten.

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Während die Eltern die Umgebung im Auge behalten, bleiben die Kleinen in der Vegetation verborgen.

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Beim Schwimmen auf der Lippe bleiben all dicht zusammen. Ein Elternteil schwimmt vorneweg...

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... oder bildet die Nachhut.

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Es geht streckenweise auch hintereinander, aber immer geordnet und diszipliniert.

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Auch mit turbulentem Wasser kommen die Gössel erstaunlich gut klar.

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Die Eltern zeigen, was gut ist. Fressen müssen die Kleinen von Anfang an selbstständig.

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Besonders die zarten Blätter von Wasser- und Sumpfpflanzen sind beliebt.

Stand 17.04.2023

Die Abflussmengen in der Lippe sind am Pegel Bentfeld mittlerweile auf Mittelwasser zurückgegangen. Das bedeutet, dass der Wasserspeigel der Lippe noch ungefähr 40 cm höher als bei Niedrigwasserabflüssen liegt. Diese Bedingungen bieten eine gute Gelegenheit, erneut eine flächendeckende Szene von Senkrechtluftbildern von dem Renaturierungsbereich zu erstellen. Diese kann dann mit früheren Luftbildszenen bei Niedrigwasserabflüssen verglichen werden. Dadurch lässt sich z. B. ermitteln, welche Teilflächen der Flussaue bei Mittelwasser überstaut, aber bei Niedrigwasser bereits trocken gefallen sind.

Außerdem lassen sich in den hochauflösenden Luftbildern viele strukturelle Details erkennen. Das hilt uns bei der Beantwortung der Fragen: Wie hat sich die neue Lippe über den letzten Winter eigendynamisch weiter verändert? Gibt es nach wie vor diese faszinierende Vielfalt von Gewässerstrukturen?

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Die obere Luftbildszene zeigt die neue Lippe am 17.04.2023 bei Mittelwasserabflüssen. Die Flussaue mit ihren Flutmulden, Nebenrinnen und Blänken ist fast vollständig überstaut.

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Die untere Szene wurde im Juli 2022 bei Niedrigwasser aufgenommen. Große Teilflächen mit Kies- und Sandbänken sind trocken gefallen. Auengewässer sind nicht mehr mit dem Flusslauf verbunden.

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Weite Teilflächen der Gewässeraue sind derzeit noch überstaut. nur wenige, kleine Kiesinseln sind schon aus dem Wasser aufgetaucht.

 
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Gerne werden diese Inselchen von Grau- und Kanadagänsen als Ruheplätze genutzt.

 
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Flussregenpfeifer warten schon sehnsüchtig darauf, dass das Wasser sinkt und die Kiesinseln größer werden.

 
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Bis dahin werden auch höher liegende Teilflächen zur Nahrungssuche genutzt.

 
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Eine Rostgans sucht Nahrung im Uferbereich der neuen Lippe.

 

Stand 09.04.2023

Die Abflussmengen in der Lippe liegen immer noch deutlich über Mittelwasser. Das hat zur Folge, dass weite Teilflächen der Gewässeraue nach wie vor mit Wasser überstaut sind. Das ist keineswegs bedenklich. Ganz im Gegenteil sind ausreichend Wasser und lange Überstauungszeiten die wichtigste Voraussetzung für eine naturnahe Auenentwicklung. Daran haben sich auch die typischen Tier- und Pflanzenarten angepasst.

Nach den langen Wintermonaten kommen nun nach und nach zahlreiche Vogelarten als Durchzügler oder Brutvögel in den Renaturierungsbereich zurück. Mindestens zwei Kiebitzpaare haben dort Reviere gebildet. Vier bis fünf Flussregenpfeiferpaare bereiten sich ebenfalls auf die Brutsaison vor und führen erste Balzflüge durch. Einige Waldwasserläufer halten sich schon längere Zeit im Gebiet auf. Für die Watvögel sind bisher wegen der hohen Wasserstände nur wenige Kies- und Sandbänke verfügbar.

Als neue Art konnte eine Rostgans beobachtet werden. Rostgänse kommen eigentlich nicht in Mitteleuropa vor. Nach der Flucht aus Volieren und Tierparks haben sich aber kleine stabile Brutkolonien dieser Neubürger (Neozoen) auch in Nordrhein-Westfalen gebildet. Es ist anzunehmen, dass die beobachtete Rostgans aus diesen Populationen im Ruhrgebiet oder Rheinland stammt. Die Art breitet sich offenbar weiter aus.

Ende März und Anfang April konnte Michael Bellinghausen einen erfolgreich jagenden Fischadler im Renaturierngsbereich beobachten (Quelle: Meldeplattform der Biologischen Station Paderborn-Senne). Fischadler nutzen die Lippeaue regelmäßig als Leitachse auf ihrem Zug. Der beobachtete Adler konnte offenbar von dem Fischreichtum der neuen Lippe profitieren.

Stand 04.03.2023

Nach den Regenfällen der letzten Wochen zeigte sich das Wetter ein paar Tage von seiner sonnigen Seite. Eine gute Gelegenheit, sich die Renaturierung der Lippe einmal wieder aus der Luft anzusehen.

Durch die Eigendynamik des Flusse sind offenbar besonders Sande transportiert und umgelagert worden. Der Grund dafür dürfte das Ausbleiben größerer Winterhochwässer mit größeren Schleppkräften sein, die auch Kiese in stärkerem Umfang bewegt hätten. Die kleineren und leichteren Sande dagegen können schon bei geringeren Schleppkräften des Wassers mobilisiert werden.

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Blick von Westen über den Renaturierungsbereich.

 
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Links oben im Bild ist der Ablauf des Lippesees mit dem anschließenden Bereich des sog. Schilfgerinnes zu sehen. Das Wasser aus dem Lippesee ist klarer als das durch Schwebstoffe getrübte Flusswasser der Lippe.

 
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Neue große Sandpackungen sind in der Aue abgelagert worden. Mulden und Senken der Aue werden überströmt.

 
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Nach dem Winter 2021/22 waren hier große Kiesbänke ausgebildet, die jetzt durch Sande überlagert worden sind.

 
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Sandbänke in den unterschiedlichsten Größen und Formen haben sich gebildet.

 
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In der Zeit von Juni bis Mitte Dezember 2022 lagen die Abflusswerte der Lippe (gemessen am Pegel Bentfeld) zumeist deutlich unter den langjährgen mittleren Niedrigwasserabflüssen (MNW).

 
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Im August und September gab es durchgehend sogar extreme Niedrigwasserabflüsse.

 
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Individuenzahlen der Äsche (normiert auf 100 m Probestreckenlänge) vor und nach Durchführung der Renaturierung und im Vergleich mit Probestrecken in der Lippeseeumflut sowie in ausgebauten Vergleichsstrecken ober- und unterhalb des Renaturierungsbereiches.

 

Stand 05.02.2023

Im April 2021 wurden die Renaturierungsarbeiten abgeschlossen. Die neue Lippe und ihre Lebensgemeinschaften konnten sich seitdem eigendynamisch entwickeln. Allerdings sind die Veränderungen durch den Klimawandel auch bei der Lippe deutlich zu spüren. Das Jahr 2022 war insgesamt wieder zu trocken. Besonders über das Sommerhalbjahr hinweg gab es fast ausschließlich nur sehr geringe Abflussmengen in der Lippe.

Wie kommen beispielsweise die Äschen, die ja turbulentes und sauerstoffreiches Wasser benötigen, mit solchen langen Trockenphasen klar? Sind die Maßnahmenziele vielleicht sogar gefährdet? Im Jahr 2022 wurde eine erste Erfolgskontrolle der Lipperenaturierung durchgeführt. Dabei wurde auch die Fischfauna mit standardisierten Erfassungsmethoden untersucht. Nachfolgend werden die Ergebnisse für die Äsche kurz erläutert.

Die Auswertung der Pegeldaten Bentfeld zeigen besonders für den Zeitraum Juli bis November die nur sehr geringen Abflussmengen der Lippe. Die dann folgende Grafik zeigt die mittels Elektrobefischung nachgewiesenen Individuenzahlen der Äsche je 100 m Probestreckenlänge. Dabei geben die blauen Anteile der Säulen den Anteil der schon älteren oder erwachsenen Tiere an. Die grünen Anteile der Säulen stehen für den Anteil der nachgewiesenen Jungfische.

Deutlich wird, dass die schon im Jahr 2005 in Betrieb genommene Lippeseeumflut zusammen mit der neuen Renaturierung unterhalb Sande eine sehr große Bedeutung für die Äschenpopulation hat. Die besonders großen grünen Säulenanteile zeigen, dass die in eigendynamischer Entwicklung befindliche Lippeseeumflut und die neue Renaturierung regelrechte Kinderstuben für die Äsche sind. Die Tiere finden hier optimale Laich- und Aufwuchsbereiche.

Trotz der über weite Strecken sehr niedrigen Abflüsse haben die Äschen offenbar die für die jeweiligen Entwicklungsstadien erforderlichen Lebensraumstrukturen gefunden. Dabei handelt es sich v. a. um flach überströmte Kiesbänke, tiefere Pools und Rinnen mit guten Wasserpflanzenbeständen für die älteren Äschen.

Das Beispiel der Äsche zeigt, dass die Renaturierung die Lebensgemeinschaft der Lippe widerstandsfähiger gemacht hat.

 

Stand 05.01.2023

Einige Zwergtaucher halten sich derzeit als Wintergäste auf der renaturierten Lippe auf. Sie fangen dort Kleinfische und Insektenlarven. Da sie gerne auch ufernah unter Baumwurzeln und Sturzbäumen jagen, erbeuten sie sehr häufig Dreistachlige Stichlinge, die dort Schutz suchen.

Zwergtaucher benötigen zur Brutzeit strukturreiche Still- und Fließgewässer, die mit Wasserpflanzen, Verlandungszonen und Ufergehölzen gute Jagd- und Deckungsmöglichkeiten bieten. Die Lippe unterhalb Sande ist auf dem besten Weg, zukünftig Zwergtauchern nicht nur Nahrung im Winter, sondern auch Brutmöglichkeiten im Sommer zu bieten.

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Zwergtaucher sind unsere kleinste Taucherart. Sie leben versteckt und werden deshalb oft übersehen.

 
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Dieser Zwergtaucher hat eine junge Koppe gefangen.

 
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Dreistachlige Stichlinge sind die häufigste Beute der Zwergtaucher.

 
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Auch Elritzen, die gerne Kleinfischschwärme bilden, werden gefangen.

 
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Schmerlen leben tagsüber versteckt unter Steinen. Sie werden von Zwergtauchern gejagt, wenn sie die Fische beim Stöbern auf der Flusssohle aufscheuchen können.

 

Stand 29.11.2022

Im Jahr 2016 wurden als Vorbereitung auf die geplante Renaturierung einige Standorte für Fotos mittels GPS eingemessen und bildlich dokumentiert. Genau diese Standorte wurden im Sommer 2022 wieder aufgesucht. Auch zukünftig besteht so die Gelegenheit, weitere Veränderungen festhalten zu können.

Die nachfolgende Bildauswahl für zwei Fotostandorte zeigt, wie weitgehend die Verändnerungen durch die Renaturierung der Lippe sind. Über Jahrzehnte war der Fluss technisch ausgebaut und zwischen Steinschüttungen festgelegt. Durch die Renaturierung sind nicht nur die Ufer entfesselt worden. Die Initialgestaltung hat eine erhebliche Laufverlängerung bewirkt. Teile der früheren Flussaue wurden reaktiviert.

Und plötzlich ist da wieder ein dynamischer, kiesgeprägter Fluss!

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Der Fotoplatz 6 zeigt 2016 (oberes Foto) am rechten Bildrand Ufergehölze der ausgebauten Lippe. Links sind eine der später umgepflanzten Kopfweiden und im Hintergrund Birkengehölze zu sehen. Im Vordergrund erstreckt sich eine gräserdominierte Hochstaude. Im Jahr 2022 (unteres Foto) haben sich in der Sekundäraue der Lippe Nebenrinnen und Kiesbänke entwickelt. Das Geländeniveau liegt nach der Maßnahmenumsetzung ca. 1,5 m tiefer. Im Hintergrund sind an der steilen Abbruchkante bereits zahlreiche Birken in den Fluss gestürzt. Blütenreiche Hochstauden haben den neuen Standort besiedelt.

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Der Fotoplatz 10 zeigt im Vergleich der Jahre 2016 (oberes Foto) und 2022 (unteres Foto) eine ähnliche Entwicklung.

Stand 22.10.2022

Klares Wasser, bunte Farben, in der Strömung flottierende Wasserpflanzen in dichten Beständen - so könnte ein Traum von einem Tauchurlaub in tropischen Gewässern aussehen. Aber was hat das mit der Lipperenaturierung in Sande zu tun? Sieht es dort nach einem wiederum überdurchschnittlich trockenen und heißen Sommer nicht eher trostlos und langweilig aus?

Tauchen wir einmal mehr ein in die Unterwasserwelt der Lipperenaturierung. Verschiedene moderne Kameras erschließen uns spannende Perspektiven.

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Eine Splitlevel-Aufnahme zeigt über Wasser die Abbruchkante eines Steilufers. Darunter wird eine große Kiesbank flach und turbulent überströmt.

 
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Vor einem anderen Steilufer hat die Lippe eine Kiesbank abgelagert, die zur Flussmitte hin in eine Tiefenzone übergeht.

 
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Hier sind lehmige Brocken vom Steilufer in den Fluss gestürzt. Wasser-Ehrenpreis und Moose siedeln sich dort an.

 
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In etwas stärkerer Strömung wächst der Wasser-Haarstern auf der Kiessohle.

 
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Hier geht es richtig turbulent zu. Kamm-Laichkraut krallt sich mit den Wurzeln in der Kiessohle fest. Die langen Stengelsprosse sind in einer permanenten Wellenbewegung.

 


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Flutender Wasserhahnenfuß passt sich mit schlanken und beweglichen Stengeln der Strömung an.

 
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Im Bereich einer Kehrströmung hat sich auf dem Kiesbett ein Sandhügel abgelagert.

 
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EIn Mischbestand aus Blauem Wasserehrenpreis, Wasserhaarstern, Kamm-Laichkraut und Bachbunge.

 
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Je nach Fließgeschwindigkeit und Strömung lagert sich Sand oder Kies ab. Alles wird immer wieder umgelagert.

 
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Eine reine Sanddüne mit Rippelmarken unter Wasser.

 


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In diesem Abschnitt ist die Kiessohle etwas stabiler. Algenpolster können wachsen, der Kies hat sich durch Eisenablagerungen rotbraun verfärbt.

 
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Köcherfliegenlarven schützen sich mit Steinköchern gegen den permanenten Sandtrieb im Wasser.

 
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Feste und sichere Siedlungsplätze für Köcherfliegenlarven sind rar.

 
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Ein Kampfläufer beobachtet konzentriert die Umgebung.

 
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Der Sichelstrandläufer hat einen längeren, leicht gebogenen Schnabel.

 
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Sanderling (im Vordergrund) und Flussuferläufer suchen nebeneinander Nahrung auf einer Sandinsel.

 
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Ein Alpenstrandläufer sucht den Ufersaum nach Würmern und Schnecken ab.

 
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Gemeinsame Rast und Gefiederpflege von Alpenstrandläufer, Sichelstrandläufer und Sanderling.

 

Stand 20.09.2022

Auf dem Zug von den Brutgebieten in die Überwinterungsregionen machen derzeit wieder einige interessante Watvogelarten Station im Bereich der renaturierten Lippe. Erfreulich ist dabei, dass gleich mehrere Arten das gute Nahrungsangebot ausnutzen und auf dem Zwischenstopp einmal richtig "volltanken".

Zu beobachten sind derzeit folgende Arten:

Kiebitz
Kampfläufer
Flussuferläufer
Bekassine
Grünschenkel
Bruchwasserläufer
Waldwasserläufer
Alpenstrandläufer
Sichelstrandläufer
Sanderling

Alle diese Arten haben etwas unterschiedliche Lebensraumansprüche und Spezialisierungen, wie verschiedene Bein- und Schnabellängen, gebogene oder gerade Schnäbel. Dadurch sind sie jeweils perfekt an die artspezifischen Umweltbedingungen angepasst. Dass so viele Arten parallel im Bereich der Renaturierung vorkommen, zeigt eindrucksvoll die außergewöhnliche Vielfalt der neuen Lippe.

Stand 25.08.2022

Seit Wochen herrschen in der Lippe Niedrigwasserabflüsse vor. Es hat in der Region viel zu wenig geregnet. Gleichzeitig gab es lange Phasen mit ungewöhnlich hohen Temperaturen. Ursache ist dafür der vom Menschen zu verantwortende Klimawandel. Die meisten Wissenschaftler sind sich einig, dass Dürrephänomene und Hitzeperioden zukünftig noch stark zunehmen werden.

Was können Gewässerrenaturierungen bewirken, wenn das Wasser immer weniger wird? Lohnen sich solche Maßnahmen überhaupt noch?

Das Beispiel der Lipperenaturierung unterhalb Sande zeigt, dass solche Maßnahmen sinnvoll und gerade in den Zeiten des Klimawandels besonders notwendig sind.

Zum einen wurde bei der Umgestaltung die Sohle der früher tief eingeschnittenen Lippe wieder um bis zu 1,3 m angehoben. Das hat sehr positive Auswirkungen auf den Grundwasserstand im Umfeld der Lippe. Der Grundwasserspiegel senkt sich in Dürreperioden weniger stark ab. Wasser bleibt besser pflanzenverfügbar, nicht zuletzt auch für landwirtschaftliche Kulturen.

Zum anderen wurde eine Sekundäraue mit einer eigendynamischen Lippe initiiert. Das führte dazu, dass sich eine Vielzahl von Flutmulden, Senken und Auengewässern entwickeln konnte. Diese Gewässer werden durch die Kraft der Lippe ständig verändert. Sie verlanden und entstehen immer wieder neu. Vor allem aber bieten sie auch während der Niedrigwasserzeiten wertvolle Auenlebensräume für typische Tier- und Pflanzenarten.

Die Lebensgemeinschaft von Fluss und Aue ist nach der Renaturierung stabiler und widerstandsfähiger gegen Dürreauswirkungen geworden. Das bezeichnet man auch als Resilienz.

Natürlich hat alles seine Grenzen: Bleibt der Regen im Einzugsgebiet komplett aus, kann auch ein renaturierter Fluss schweren Schaden erleiden. Deshalb müssen zusätzlich zu weit reichenden Gewässerrenaturierungen auch alle Maßnahmen getroffen werden, die Klimaerwärmung wirksam zu begrenzen.

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Hier lag früher ein Abschnitt der ausgebauten Lippe. Heute haben sich wertvolle Auengewässer entwickelt.

 
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Diese Flutmulde hat sich gegen Ende des letzten Winters gebildet.

 
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An dieser Stelle wurde die Sekundäraue etwas tiefer abgesenkt.

 
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Auch solche Kleinstrukturen bilden wertvolle Lebensräume.

 
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Wasserwechselzonen und Auenvernetzung in Perfektion. Das schafft kein Bagger. Das kann nur die Lippe selbst!

 
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Eine junge Weide wächst in einer Flutmulde. Hier wird in den nächsten Jahren ein wertvoller Weidenauwald entstehen, der in Teilflächen mehr als 100 Tage pro Jahr überstaut sein wird.

 
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Ein Froschlöffel in der Wasserwechselzone.

 
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Ein Bestand des Kleinen Laichkrauts hat Blüten in einem Auengewässer gebildet.

 
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Armleuchterlagen sind seltene Pionierbesiedler in Auengewässern.

 
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Bei genauerer Betrachtung unter Wasser sieht man den filigranen Aufbau und die orange gefärbten Fortpflanzungskörper der Armleuchteralgen. Durch das kalkhaltige Wasser hat sich eine weißliche Kalkkruste gebildet.

 
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Entlang der roten gerissenen Linie wurde auf ca. 200 m Länge die Fischfauna der Probestelle 4 untersucht.

 

Stand 25.07.2022

Am 4.7.2022 wurde im Renaturierungsbereich und in ausgewählten Abschnitten der Lippe ober- und unterhalb eine Untersuchung der Fischfauna mittels Elektrobefischung durchgeführt. Dabei wird von speziell ausgebildeten Fachleuten im Wasser ein elektrisches Feld erzeugt. Fische innerhalb dieses Feldes fallen kurzzeitig in eine Elektronarkose. Sie können gezählt, die Artzugehörigkeit bestimmt und vermessen werden.

Nach der Renaturierung haben sich in einigen Bereichen durch die eigendynamische Entwicklung des Flusses flach überströmte Kiesbänke, Kolke und vielfältige Strömungen entwickelt. Diese Bedingungen unterscheiden sich extrem von den Verhältnissen in der ausgebauten Lippe vor Durchführung der Maßnahmen. Wie kommen die Fische mit den neuen Lebensbedingungen klar? Am Beispiel der Probestelle 4 sollen dazu erste Ergebnisse erläutert werden.

Die Probestelle liegt im westlichen Renaturierungsbereich, etwas oberhalb der Sohlgleite, die den Maßnahmenbereich nach Westen begrenzt. Bei den zur Untersuchungszeit vorherrschenden Niedrigwasserabflüssen waren die ausgebildeten Kiesbänke zum Teil nur sehr flach überströmt. Der Bereich konnte deshalb teilweise nur watend untersucht werden. Eine Befahrung mit einem Arbeitsboot war nicht möglich.

Die Probestelle 4 gehört nicht zu den jeweils 300 m langen Untersuchungsstrecken, die mit standardisierten Methoden befischt wurden, um  in verschiedenen Jahren reproduzierbare Ergebnisse miteinander vergleichen zu können. Sie wurde aufgrund der speziellen Strukturen zusätzlich untersucht, um zu überprüfen, welche Fische mit diesen ganz besonderen Lebensraumverhältnissen klar kommen.

Insgesamt konnten 12 Fischarten nachgewiesen werden. Die größten Individuenzahlen erreichten die Koppe (176 Tiere), der Dreistachlige Stichling (126 Tiere), die Äsche (61 Tiere) und der Hasel (45 Tiere). Aber auch Elritzen, Bachneunaugen und ein Lachs (aus dem Vorjahresbesatz) besiedeln diese extremen Lebensräume. Dabei sind es vor allem Jungtiere, die sich nach dem Ablaichen der Elterntiere auf den Kiesbänken entwickeln konnten.

Die Untersuchung der ca. 200 m langen Probestrecke 4 zeigt, dass die typischen Fischarten der kiesgeprägten Lippe sich im Renaturierungsbereich erfolgreich reproduzieren können. Die starken eigendynamischen Veränderungen fördern in besonderer Weise die typische Fischlebensgemeinschaft.

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Die Renaturierung ist eine Kinderstube für die Äsche geworden.

 
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Koppen leben am Boden und nutzen das Lückensystem zwischen Steinen und Höhlen unter Baumwurzeln und Totholz.

 

Mit standardisierten Methoden wurden ferner zwei jeweils 300 m lange Probestrecken in der Renaturierung untersucht. Dabei wurden zwar alle vorkommenden Fische registriert. Hier soll aber nur eine Ergebnisauswahl wiedergegeben werden.

In der Probestrecke 1564_01 wurden 221 Äschen, 475 Koppen und 19 Bachforellen gefangen. In der Probestrecke 1564_02 waren es 37 Äschen, 420 Koppen und 36 Bachforellen. Bei allen drei Arten wurden Tiere unterschiedlicher Größenklassen gefangen. Besonders bei den Äschen waren es aber vorwiegend diesjährige Jungtiere.

Die Ergebnisse zeigen, dass die drei ausgewählten, für die obere Lippe typischen Arten die Renaturierung bereits gut besiedelt haben und zur Reproduktion nutzen.


Stand 13.07.2022

Am 2. Juli 2022 wurde erneut eine Drohnenbefliegung des Renaturierungsbereiches durchgeführt. Ziel war die Erstellung eines hochauflösenden Senkrechtluftbildes zur Dokumentation der Entwicklung.

Dazu wurden entlang einer zuvor exakt geplanten Flugroute ca. 500 einzelne Fotos aus einer Höhe von 100 m über Grund aufgenommen. Alle Fotos wiesen zueinander eine Überlappung von 80 % auf. Mit einem speziellen Programm wurden die Einzelfotos zu einem nahtlosen und hochauflösenden Senkrechtpanorama zusammengesetzt. Dieses wurde anschließend entzerrt und für den Einsatz im Geoinformationssysten georeferenziert. Dadurch wird ein direkter Vergleich mit einer vor ca. einem Jahr aufgenommenen Luftbildszene möglich.

Nachstehend wird eine für das Internet aufbereitete Verkleinerung der im Original ca. 1,7 x 1 m großen Luftbildszene wiedergegeben. Auch in der starken Verkleinerung wird deutlich, welche faszinierende Struktur- und Formenvielfalt durch die eigendynamische Entwicklung von Fluss und Aue in der Renaturierung vorhanden ist.

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Stand 04.07.2022

Im Renaturierungsbereich haben sich großflächig wechselfeuchte Standorte entwickelt. Je nach Abflussmenge und Wasserständen werden unterschiedliche Teilflächen von der Lippe selbst und den entstandenen Auengewässern überstaut. An solche Lebensbedingungen haben sich auch zahlreiche Pflanzenarten angepasst. Eine dieser Arten ist der Blutweiderich.

Wie viele Sumpfpflanzen hat der Blutweiderich in den Wurzeln ein spezielles Durchlüftungsgewebe, das auch für eine ausreichende Sauerstoffversorgung sorgt, wenn die Pflanze teilweise überstaut wird. Die Pflanzen tragen zahlreiche, besonders farbenprächtige Blütenstengel, die mit ihrem Nektar- und Pollenvorrat bei vielen Insektenarten sehr beliebt sind. Früher wurden Teile der Pflanzen zur Imprägnierung von Segeln und Holz zum Schutz vor dem Verfaulen genutzt.






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Eine einzelne Blutweiderich-Pflanze kann bis zu 40 Blütenstengel haben.

 
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Die Blütenstände bilden herrliche Farbtupfer in der Auenlandschaft.

 
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Stellenweise hat sich ein riesiges Angebot an Blüten mit Nektar und Pollen entwickelt. Bienen und Hummel freut es.

 
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Der Blutweiderich wächst oft zusammen mit anderen Arten; hier im Bild mit der Geflügelten Braunwurz.

 
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Eine Stein-Hummel sucht Nektar und Pollen am Blutweiderich.

 
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Wasser-Minze treibt weite Ausläufer auf einer frisch abgelagerten Sandbank.

 
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Eine Geflügelte Braunwurz auf einer Kiesbank.

 
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Erst bei näherer Betrachtung fallen die kleinen Blüten auf.

 
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Klein, aber fein: Der Blütenstand einer Geflügelten Braunwurz als Makroaufnahme.

 

Auch die Blüten der Wasser-Minze werden von zahlreichen Insekten besucht. Die Pflanzen sind in der Lage, sehr schnell neu entstandene Sandbänke zu besiedeln und weite Ausläufer zu bilden.

Die Geflügelte Braunwurz wird leicht übersehen. In Sachen Blütenstand ist sie das genaue Gegenteil des Blutweiderichs: Die Blüten sind sehr klein und unauffällig. Markant aber ist der scharfkantig geflügelte Stengel, der namensgebend ist.

Die kleinen Blüten werden meistens von speziellen Wespen- und kleinen Wildbienenarten bestäubt. Für Hummeln und Honigbienen haben sie dagegen kaum Bedeutung.

In der Renaturierung wächst die Geflügelte Braunwurz an vielen Stellen, oft direkt an der Mittelwasserlinie. Interessant ist noch, dass die krautige Pflanze über den Winter erhalten bleibt, sofern sie nicht durch Hochwasserabflüsse weggespült wird.



Stand 18.06.2022

Auch in diesem Jahr haben wieder 8 bis 10 Brutpaare von Flussregenpfeifern in der Renaturierungsfläche Reviere gebildet. Bei solch einer dichten Besiedlung kommt es immer wieder zu Aggressionen und Streit um die besten Brutplätze. Und obwohl so ein kleiner Fluppi bei der Nahrungssuche schnell und eher unscheinbar auf den Kies- und Sandbänken herumwuselt, kann er aus dem Stand zu einer wilden Verfolgungsjagd abheben, wenn ein Nachbar zu nahe kommt.


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Ein möglicher Konkurrent ist im Anflug. Vielleicht lässt er sich durch eine Drohhaltung abschrecken.

 
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Breit werden die Flügel abgespreizt, um Größe und Stärke zu zeigen.

 
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Wenn das nicht wirkt...

 
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...hilft nur noch Durchstarten und Angriff.

 
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Der Grenzbereich zwischen Wasser und Land ist das bevorzugte Nahrungsstreifgebiet der Fluppis.

 
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Besonders auf Schlammflächen wird mit einem Fuß auf dem Boden getrippelt. Beute, die sich dann bewegt, wird schnell aufgepickt.

 
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Eine rote Zuckmückenlarve wurde aus dem Schlamm gezogen.

 
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Schon hat der Fluppi die nächste Zuckmückenlarve erwischt.

 
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Ein Hochzeitsschwarm von Zuckmücken über den Lippewiesen.

 

Warum können die Flussregenpfeifer eigentlich so zahlreich die Lipperenaturierung besiedeln?

Natürlich sind die Kies- und Sandbänke äußerst attraktiv als Balz- und Brutstandorte. Besonders wichtig ist aber auch die gute Nahrungsverfügbarkeit. In den Lücken zwischen Kieseln finden sich Uferlaufkäfer, Springwanzen, Tanzfliegen, kleine Krebschen und Würmer. Und im feinen Sediment der Schlammflächen siedeln zigtausende leckere Zuckmückenlarven. Innerhalb von 2 Minuten hatte ein Flussregenpfeifer mindestens 8 Zuckmückenlarven oder Schlammröhrenwürmer aus dem Boden gezogen.

In welchen großen Mengen Zuckmücken, die übrigens keine Blutsauger und für dem Menschen völlig ungefährlich sind, an der Lippe vorkommen, zeigt das Foto von balzenden Zuckmücken in den angrenzenden Wiesen. Die erwachsenen Tiere versammeln sich zu solchen Hochzeitsschwärmen. Nach der Balz und Kopulation legen die Weibchen dann Eier in der Lippe ab, aus denen sich die nächste Generation von Zuckmücken entwickelt.

Spektakulär ist die Balz der Flussregenpfeifer. Sobald ein Paar sich gefunden und einen geeigneten Neststandort ausgeguckt hat, wird dort das Revierzentrum gegenüber möglichen Rivalen markiert. Dabei verhalten sich die Tiere durch Flügel- und Federnspreizen auffällig. Eine Nestmulde wird im kiesigen Boden ausgeformt. Steine werden mit Füßen und Schnabel weggestoßen.

Dann versucht das Männchen erste vorsichtige Annäherungen an das Weibchen. Beide laufen dabei oft stundenlang mit schnellen Trippelschritten über Kies- und Sandbänke. Sobald das Weibchen jedoch stehen bleibt, nähert sich das Männchen von hinten mit einem regelrechten Stechschritt an. Dieser wird immer intensiver, je näher das Männchen an das Weibchen kommt.

Zuletzt tritt das Männchen zur Stimulation heftig von unten gegen die Kloake des Weibchens. Schließlich springt das Männchen auf das sich duckende Weibchen auf. Die Kopulation erfolgt. Diese dauert nur wenige Sekunden.


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Das gewählte Revierzentrum wird markiert.

 
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Schon geht eine wilde Verfolgungsjagd los.

 
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Das Weibchen bleibt stehen und lässt eine Annäherung des Männchen zu.

 
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Durch Tritte gegen die Kloake des Weibchens stimuliert das Männchen seine Partnerin.

 
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Die Kopulation erfolgt oft im Zentrum des gewählten Reviers.

 
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Das Foto zeigt die erste große Laufverlängerung der Lippe nach Unterquerung der B 64, Blick in südliche Richtung. Der frühere, ausgebaute Fluss verlief vor den im Hintergrund erkennbaren Gehölzen. Nach einer groben Initialgestaltung sind in der Laufverlängerung inzwischen zahlreiche Inseln, Sand- und Kiesbänke entstanden.

 
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Blick von Westen auf riesige Kiesbänke (Mitte vorne) und Sandanlandungen (rechts hinten), die über den Winter neu entstanden sind. Zu erkennen sind auch unterschiedliche Strömungsmuster im Vordergrund.

 
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In der senkrechten Perspektive wird deutlich, welche Vielfalt von Strukturen, Strömungen, Wassertiefen und Substraten sich inzwischen in der Lipperenaturierung entwickelt hat. Zur Verdeutlichung: Allein die beiden im Zentrum des Bildes abgelagerten hellen Kiesbänke haben über Wasser eine Flächengröße von ca. 600 qm. Die links im Bild angeschnittene, neu entstandene Sandbank ist insgesamt ca. 2.800 qm groß.

 

Stand 11.06.2022

Bei besten Sicht- und Wetterbedingungen konnten am 11.06.2022 mittels Drohnenbefliegung einige Aufnahmen des Renaturierungsbereiches angefertigt werden. Die Bilder entstanden aus verschiedenen Flughöhen und Perspektiven. Sie zeigen die weiter vorangeschrittene eigendynamische Entwicklung der neuen Lippe und die enge Verzahnung mit der Flussaue.


Stand 21.05.2022

Schon seit ein paar Wochen sind immer mal wieder ein oder zwei Nonnengänse im Renaturierungsbereich zu beobachten. Nonnen- oder Weißwangengänse sind ähnlich wie Kanadagänse durch schwarz-weiße Kontraste und Graustufen in ihrem Federkleid gekennzeichnet. Nonnengänse sind aber sehr viel kleiner als Kanadagänse. Sie wirken im Vergleich auch durch ihren kurzen Schnabel regelrecht zierlich.

Ursprünglich brüteten Nonnengänse ausschließlcih an der russischen Eismeerküste und kamen bei uns und in den Niederlanden im Winter in großen Schwärmen an den Küsten vor. Seit ca. 40 Jahren dehnen die Nonnengänse ihr Brutgebiet aber aus. Inzwischen haben sie sogar schon den mitteleuropäischen Ostseeraum besiedelt. Regelmäßig kommen Nonnengänse inzwischen zur Überwinterung ins deutsche Binnenland. Dabei sind Flußauen und Feuchtgebiete die wichtigsten Überwinterungslebensräume.

Beobachtungen von Nonnengänsen im Binnenland spät im Mai sind eigentlich eher die Ausnahme. Vielleicht zeigt sich bereits eine weitere Ausbreitung dieser interessanten Gänseart.

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Eine Nonnengans sucht zwischen jungen Erlen in der Lipperenaturierung Nahrung.

 
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Im Profil sind die weißen Wangen sehr gut zu erkennen.

 
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Wasser zum Trinken und Baden gibt es an der Lippe genug.

 
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Im Flug zeigen sich der zierliche Körperbau und die feine Gefiederzeichnung.

 
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Ein Trupp Nonnengänse im Überwinterungsgebiet an der Küste.

 
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Grünschenkel rasten auf einer Kiesbank in der Renaturierung.

 
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Mit ihren langen Beinen können Grünschenkel auch in etwas tieferem Wasser jagen.

 
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Im Wasser schreitend entgeht ihnen keine Bewegung einer möglichen Beute.

 
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Der lange Schnabel kann geschickt wie eine Pinzette eingesetzt werden.

 
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Grünschenkel fressen eine stark wasserhaltige Nahrung und haben einen schnellen Stoffumsatz. Die Ausscheidung von Urin und Kot erfolgt zusammen durch die sog. Kloake. Die weiße Farbe entsteht durch Harnstoffkristalle.

 

Stand 11.05.2022

Sehr lange, grüne Beine und relativ langer Schnabel: Grünschenkel gehören zu den Watvogelarten, die bei der Nahrungssuche auch in etwas tieferes Wasser gehen können. Im Renaturierungsbereich der Lippe halten sich während des Frühjahreszuges Grünschenkel einzeln oder in kleinen Gruppen auf. Sie baden, ruhen und fressen. Dabei profitieren sie von dem reichen Angebot an Larven, Würmern und Schnecken. Sie jagen aber durchaus auch kleine Fische in Ufernähe.

Schon in wenigen Tagen werden die Grünschenkel weiterziehen in ihre Brutgebiete in den Tundren Skandinaviens und Sibiriens. Dabei bleiben die Weibchen mesitens noch etwas länger an ergiebigen Raststellen, während die Männchen schneller in die Brutgebiete ziehen.

Stand 03.05.2022

Kampfläufer sind eine der zahlreichen Watvogelarten, die den Renaturierungsbereich der Lippe als Tankstelle zur Nahrungssuche während des Vogelzugs nutzen. Kampfläufer brüten in Feuchtwiesen, Mooren, Tundren und Seggenwiesen. In Deutschland gibt es nur noch kleine Reliktbrutbestände dieser Art. Brutschwerpunkte sind Russland und die skandinavischen Länder.

Kampfläufer überwintern südlich der Sahara in Afrika und im Süden Asiens. Sie sind also Langstreckenzieher, die während des Zuges auf feuchte und nahrungsreiche Rastgebiete angewiesen sind. Und diese Bedingungen werden an der Lippe unterhalb Sande bestens erfüllt. Die rastenden Tiere suchen dort Insektenlarven, Würmer und Schnecken in den flachen Wasserwechselzonen.

Bekannt sind die Kampfläufer durch ihre auffällige Balz, bei der die eher unscheinbar gefärbten Weibchen die in Gruppen springenden und Scheingefechte ausführenden, prächtig gefärbten Männchen beobachten. Letztlich entscheiden die Weibchen bei der Partnerwahl.

In der Lippeaue halten sich Kampfläufer im Frühjahr während des Zuges als Einzeltiere oder in kleinen Gruppen auf. Bereits nach einigen Tagen machen sie sich weiter auf den Weg in ihre Brutgebiete. Bei den erwachsenen Männchen sind die bunten Halskrausen (Prachtkleid) noch nicht vollständig ausgeprägt.

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Kampfläufer-Weibchen auf einer Kiesinsel in der Lipperenaturierung.

 
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Kampfläufer im Jugendkleid in einer Blänke.

 
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Kampfläufer-Männchen mit weißer Halskrause (beginnendes Prachtkleid) bei der Nahrungssuche auf einer Kiesinsel.

 
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Kampfläufer-Männchen mit schwarzbrauner Halskrause.

 
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Kampfläufer-Männchen mit beginnender Prachtkleidentwicklung in einer Feuchtwiese.

 
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Dicht gelagerte Schichten aus Kies und Sand waren bei den Gestaltungsmaßnahmen an vielen Stellen zutage getreten.

 
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Im flachen Wasser hat sich ein Mosaik aus Kies und Sand gebildet.

 
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Rippelmarken im Sand - die Grenze zwischen Wasser und Land verändert sich ständig.

 
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Großflächige Sandbank mit sichelförmiger Übersandung.

 
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Dunkler, lehmiger Sand wird von hellem, nährstoffarmen Sand überdeckt.

 

Stand 19.04.2022

Flußregenpfeifer und Kiebitze sind inzwischen aus ihren Überwinterungsgebieten in den Renaturierungsbereich zurückgekehrt. Sie balzen und grenzen ihre Reviere ab. Bald werden sie mit der Brut auf den Sand- und Kiesbänken beginnen. Um die Gelege nicht zu zerstören, müssen wir Menschen Abstand wahren. Eine gute Möglichkeit, dennoch die neu entstandenen Auenstrukturen etwas näher zu betrachten, bieten die hier gezeigten aktuellen Fotos.

Bei der Durchführung der Renaturierungsmaßnahmen waren im Bereich von Steilufergestaltungen viele verschiedene Sedimentschichten in der Aue der Lipp aufgefallen. Kiese und unterschiedlich gefärbte Sande wechselten sich in dichter Überlagerung ab. Wie sind diese vielen verschiedenen Sedimentschichten entstanden?

Nach dem ersten Winter zeigt uns die neue Lippe bereits die Antwort! Im Bereich von flach überströmten Stellen wechseln sich Kiese und Sande ab. Sandbänke zeigen großflächig sog. Rippelmarken, die durch Überströmung im Winter entstanden sind. Es haben sich ausgedehnte Wasserwechselzonen gebildet, bei denen es keine klare Grenze zwischen Wasser und Land gibt.

Je nach Herkunft, Lehm- und Schwebstoffgehalt haben sich unterschiedlich gefärbte Sandschichten abgelagert. Nach dem Ablauf einer ersten Abflussspitze hatte sich bereits eine großflächige Sandanlandung gebildet, die bei einer zweiten Hochwasserwelle teilweise von einer 10 bis 15 cm starken weiteren Sandschicht überdeckt wurde.

Genau diese nun wiedergewonnene Eigendynamik von Fluss und Aue hat auch schon in historischen Zeiten, lange vor dem technischen Ausbau der Lippe, die vielfältigen Schichtenmuster von Sanden und Kiesen hervorgebracht.

Das Video zeigt zwei Flüge über den Renaturierungsbereich im Abstand von einem Monat.

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Blick von Westen über den Renaturierungsbereich; im Hintergrund der Lippesee.

 
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Der erste große Mäanderbogen der renaturierten Lippe.

 
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Sande und Kiese sind auf der Gewässersohle verlagert worden.

 
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Große Anlandungen hat es im mittleren Renaturierungsbereich gegeben.

 
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Mehrere Sedimentschichten haben sich übereinander gelegt.

 

Stand 23.03.2022

Einen Monat nach den erhöhten Abflüssen ist der Pegelstand der Lippe im Vergleich zu den Maximalwerten des Februar wieder um ca. 1,3 m gefallen. Bei einem Abflusswert zwischen Mittel- und Niedrigwasser ist zu erwarten, dass es im Renaturierungsbereich ganz neue Strukturen zu entdecken gibt. Bedingt durch die größeren Strömungsgeschwindigkeiten dürften sich größere eigendynamische Veränderungen in der Flussaue ergeben haben. Anlass genug für einen kurzen Drohnenflug!

Aus der Luft betrachtet fällt zunächst auf, dass noch immer große Teile der neu geschaffenen Sekundäraue vernässt sind. Das entspricht ganz den Zielen der Maßnahme, da die Lebensräume naturnaher Auen auf lang andauernde Überstauungen angewiesen sind.

Zum anderen wird deutlich, dass es durch die erhöhten Abflüsse keine größeren Laufveränderungen der neuen Lippe gegeben hat. Uferabbrüche und Anlandungen haben sich zwar an sehr vielen Stellen eingestellt. Verlagerungen von Flussschlingen oder Durchbrüche und Laufverkürzungen sind aber nicht zu beobachten.

Bei genauerer Betrachtung fallen dann aber umfangreiche eigendynamische Veränderungen durch Erosionen und Anlandungen im Bereich der Flusssohle und an Flussinseln auf. Ganz besonders im mittleren Abschnitt der Renaturierung sind im Gleithangbereiche gewaltige Anlandungen von Sand und Kies entstanden. Zu erkennen sind mehrere sich überlagende Sedimentschichten, die die zuvor ausgebildete Aue komplett überlagert haben.

Es wird sehr spannend sein, in den nächsten Wochen zu beobachten, wie sich diese neu entstandenen Sedimentbänke entwickeln und von welchen Arten sie besiedelt werden.

Stand 23.02.2022

Nach erneuten kräftigen Niederschlägen ist der Pegel der Lippe wiederum angestiegen. Mit einem Maximalstand von 2,43 m ereichte der Pegelstand einen Wert, der fast 40 cm höher als am 7.2.22 war.

Bei guten Licht- und Witterungsbedingungen konnte am 23.2.22 ein Drohnenflug über dem Renaturierungsbereich durchgeführt werden. Die Ergebnisse zeigen eine fast vollständig eingestaute Sekundäraue. Anhand unterschiedlicher Farben und Strömungsmuster lassen sich sich verschiedene Wassertiefen und Strömungsgeschwindigkeiten erkennen.

Die neu gestaltete Aue führt trotz der vorgenommenen Sohlanhebung der Lippe auch diese großen Wassermassen völlig problemlos ab.

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Blick über den Renaturierungsbereich nach Westen (im Hintergrund der Heddinghauser See)

 
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Blick von Westen in Richtung Sander und Lippesee.

 
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Rechts im Bild ist die Lippe zu sehen, nachdem sie mit der überwiegenden Wassermenge den Lippesee in der Umflut umströmt hat. Links im Bild wird die bei Hochwasser in den Lippesee abgeschlagene Teilmenge der Lippe vom See in den Renaturierungsbereich abgeleitet.

 
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Das aus dem See kommende Wasser ist deutlich klarer, weil sich viele Schwebstoffe bei der Seepassage absetzen konnten.

 
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Verlauf der Pegeldaten innerhalb des letzten Monats.

 
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Die Sekundäraue ist großflächig eingestaut. Die meisten Inseln und Sturzbäume werden überspült.

 
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Diese Abdämmung wurde in den früher ausgebauten Verlauf der Lippe eingezogen und damit eine deutliche Laufverlängerung ermöglicht. Die Lippe kommt von rechts, fließt in einem großen Bogen um die Halbinsel im Hintergrund herum und strömt dann weiter nach links. Aufgrund des Talgefälles ergibt sich ein Unterschied in den Wasserspiegeln links und rechts der flach überströmten Abdämmung von ca. 10 cm.

 
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Hier wäre bei geringeren Abflüssen die Sohlgleite zu sehen.

 

Stand 07.02.2022

In den letzten Wochen hat es teilweise ergiebige Regenmengen gegeben. Dadurch sind die Abflussmengen in der Lippe deutlich angestiegen. Eine Auswertung des Pegels Bentfeld, der ca. 2 km unterhalb der Renaturierung die Abflussmenge in der Lippe bestimmt, zeigt einen kontinuierlichen Anstieg innerhalb der letzten 4 Wochen (Quelle: LANUV NRW).

Am 7. Februar war offenbar der Scheitelpunkt erreicht, der mit ca. 2,10 m ungefähr 70 cm über dem Pegelwert des mittleren Abflusses lag. Das ist zwar der höchste Pegelwert seit der Inbetriebnahme der Renaturierung. Damit ist aber noch längst kein ausgesprochenes Hochwasser gegeben. Es handelt sich lediglich um einen etwas erhöhten Abfluss, wie er besonders im Winter regelmäßig vorkommt. Trotzdem ist es interessant, sich ein paar Eindrücke aus dem Renaturierungsbereich zu verschaffen.

Bereits ab dem Mittelwasserpegel hat die Lippe angefangen, die neu gestaltete Sekundäraue zu überfluten. Bei der nun erreichten deutlich größeren Abflussmenge ist die Sekundäraue bereits vollständig eingestaut. Es hat sich eine geschlossene Wasserfläche in einer Breite von bis zu 120 m gebildet. Die unter Wasser vorhandenen Inseln und Kiesbänke sind ebenso wie viele Sturzbäume nur noch anhand von Strömungsmustern und Turbulenzen zu erkennen.

Die Querriegel, die zur Laufverlängerung und Abdämmung des alten Lippeverlaufes eingebaut worden sind, werden bereits knapp überspült. Die Sohlgleite am westlichen Ende der Renaturierung ist schon vollständig überstaut. Im Bereich einiger Steilufer stellen sich verstärkt Uferabbrüche ein.

Insgesamt gesehen sind die Verhältnisse in der Renaturierung wie geplant und völlig unproblematisch. Die erhöhten Abflüsse werden die Eigendynamik der renaturierten Lippe verstärken. Aufgrund der sehr vielfältigen Wassertiefen und Strömungsgeschwindigkeiten haben Fische und andere Tiere trotzdem sehr gute Möglichkeiten, in der Renaturierung zu überleben.

Ganz anders sieht das dagegen in unterhalb liegenden Abschnitten der Lippe aus, die sich noch im Ausbauzustand befinden. Dort können die größeren Abflussmengen sich nicht seitlich in die Aue verlagern. Das ausgebaute Profil ist so leistungsfähig, dass zwar der Wasserstand und die Strömungsgeschwindigkeit steigen. Ein Ausuferung findet aber nicht statt. Die Breite der Wasserfläche bleibt durchgehend bei 15 - 20 m. Flach überströmte und strömungsberuhigte Bereiche gibt es nicht. Kiese und Sande können sich bei den großen Fließgeschwindigkeiten nicht auf der Gewässersohle ablagern. Sie werden weiter transportiert und fehlen als wichtiges Siedlungssubstrat für typische Tier- und Pflanzenarten.

Stand 04.01.2022

Vor ca. 15 Jahren wurden im Zuge der Errichtung der Lippeseeumflut in der Lippeaue unterhalb der B 64 drei Mulden ausgeschoben, die bei einer zukünftigen Flussrenaturierung in eine naturnahe Auenentwicklung einbezogen werden sollten. In der nebenstehenden Übersicht werden diese Mulden als Blänken bezeichnet und ebenso wie die früher begradigte Lippe mit schwarzen Umrissen gekennzeichnet.

Da das Lippeprofil im Ausbauzustand sehr tief in das Gelände eingeschnitten war, wurden die Mulden in der Vergangenheit nur sehr selten und kurz mit Wasser eingestaut. Einige Weiden- und Erlengehölze sowie Röhrichtbestände entwickelten sich.

Bei der nun erfolgten Renaturierung wurde die Lippesohle angehoben. Ganz bewusst wurden die nördlichen Spitzen der zwei nierenförmigen Mulden durch den neuen Lippeverlauf angeschnitten. Eine häufigere und längere Befeuchtung und eine bessere Verbindung zwischen Fluss und Auenlebensräumen sollen so erreicht werden.

Ca. ein Jahr nach Durchführung der Laufverlängerungen der Lippe zeigt sich, dass diese Ziele erreicht werden: Sobald die Abflussmenge der Lippe ca. Mittelwasser erreicht oder überschreitet, findet ein Einstau der Mulden statt. In der Folge stehen Erlen, Weiden und Schilfröhrichte ca. 80 Tage pro Jahr im Wasser. Und genau das braucht ein naturnaher Auwaldstandort. Amphibien, Vögel, Insektenarten und einige Fischarten sind auf solche Lebensräume angewiesen, die noch feucht sind, wenn es anderswo längst wieder staubtrocken geworden ist.

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Luftbild der Renaturierung mit eingeblendetem ausgebauten Lippeverlauf und den drei Mulden.

 
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Weiden und Erlen sind an lang anhaltende Überstauungen gut angepasst.

 
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In den Mulden hat sich ein Mosaik aus Gebüsch, Röhricht und offenen Wasserflächen entwickelt.

 
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Eine der neuen Informationstafeln im Bereich der Lipperenaturierung

 

Stand 15.12.2021

Der Renaturierungsbereich der Lippe unterhalb Sande liegt innerhalb des Naturschutzgebietes Lippeniederung. In diesem Schutzgebiet sollen die dort vorkommenden Arten und Lebensgemeinschaften vor Störungen geschützt und erhalten werden.

Schon in den wenigen Monaten nach Abschluss der Renaturierungsarbeiten hat sich gezeigt, dass durch die Maßnahmen eine enge Verzahnung von Fluss und Aue erreicht werden konnte. Typische Arten habe sich bereits neu angesiedelt und fortgepflanzt. Zukünftig ist mit einer weiteren sehr naturnahen Entwicklung des Gebietes zu rechnen.

Um auf die Empfindlichkeit und Schutzbedürftigkeit der Lebensräume hinzuweisen, wurden jetzt an vier exponierten Stellen an der äußeren Grenze des Gebietes Informationstafeln aufgestellt. Diese zeigen die Ziele der Renaturierung auf und weisen darauf hin, Störungen und Beeinträchtigungen zu unterlassen. Die Informationstafeln stellen einen weiteren Baustein in der Besucherlenkung zur Ruhigstellung des Gebietes dar. Sie werden ergänzt durch vier weitere Infotafeln, die entlang des Verlaufes der Lippeseeumflut über die Ziele und die Entwicklung der dortigen Lippe Einblicke vermitteln.

Stand 09.11.2021

In der Abenddämmerung zeichnen sich bei seitlichem Streiflicht die entstandenen Strömungsmuster der neuen Lippe besonders gut ab. Diese Strömungsvielfalt wird durch unterschiedliche Wassertiefen, Fließgeschwindigkeiten und Substrate verursacht. Und sie befindet sich in ständiger Veränderung, weil die Lippe Kiese und Sande umlagert, Wasserpflanzenpolster wachsen und Totholz verlagert oder angeschwemmt wird.

Solche Strömungsmuster haben in der ausgebauten Lippe vor der Renaturierung keinen Platz gehabt. Die nun entstandene Vielfalt eines naturnahen Flusses ist jedoch extrem wichtig, weil sie Fischen und Kleinlebewesen, aber auch typischen Pflanzen- und Vogelarten ermöglicht, für jede Phase des Lebenszyklus genau die erforderlichen Lebensraumbedingungen zu finden. Äschen beispielsweise laichen über turbulent überströmten Kiesbänken ab. Die Eier entwickeln sich im Lückensystem der Kiessohle. Die jungen Äschen wachsen nach dem Schlupf in weniger turbulent durchströmten Gumpen (Pools) heran. Größere Äschen stehen im Freiwasser und zwischen Wasserpflanzenpolstern, um dort Nahrung und Deckung zu suchen.

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Strömungsmuster der neuen Lippe in der herbstlichen Abenddämmerung

Stand 25.10.2021

Derzeit gibt es in der Lippe aufgrund der geringen Niederschläge der letzten Wochen stark ausgeprägte Niedrigwasserabflüsse. Ein wichtiges Ziel der Renaturierung ist es, auch zu solchen Zeiten Teilflächen der neuen Aue weiter feucht zu halten und mit dem Fluss zu vernetzen. Und das funktioniert: Nach wie vor zeigt die Vogelperspektive neben der Lippe selbst ein vielfältiges Mosaik von Flutmulden, Blänken und altarmähnlichen Strukturen.

In großem Umfang entwickeln inzwischen sich Wasserpflanzen im Renaturierungsbereich. Es handelt sich insbesondere um die für die obere Lippe typischen Arten Flutender Wasserhahnenfuß, Wasserehrenpreis und Wasserstern. Die Wasserpflanzen bilden teilweise dichte Polster, in denen sich die Arten vermischen.

Die Besiedlung erfolgt offenbar vorwiegend mit der fließenden Welle von der Lippeseeumflut aus. Die größten Wasserpflanzenbestände haben sich derzeit unterhalb der B 64 entwickelt. An vielen Stellen haben sich in der weiteren Renaturierung mehr oder weniger große Initialbeständen gebildet.

Diese Wasserpflanzenpolster haben eine große Bedeutung für die vorkommenden Fischarten und auch für die zahlreichen Kleinlebewesen, die den Fluss besiedeln.

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Auch bei Niedrigwasserabflüssen sind noch weite Teile der Aue überstaut (Blick nach Westen).

 
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Vogelperspektive nach Osten; im Hintergrund der Lippesee.

 
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Dichte Wasserpflanzenpolster haben sich unterhalb der B 64 entwickelt.

 
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In der weiteren Renaturierung haben sich an vielen Stellen Wasserpflanzeninitiale angesiedelt.

 

Stand 18.09.2021

Der Auwald der Zukunft entwickelt sich bereits! An vielen Stellen in der Renaturierung hat die natürliche Besiedlung mit Pflanzenbewuchs längst begonnen. Durch das Wasser der Lippe sind Samen von verschiedenen Pflanzenarten angeschwemmt worden. Sofern die Bedingungen gepasst haben, sind nach der Keimung kleine Jungpflanzen und inzwischen schon nennenswerter Bewuchs entstanden.

Nach wie vor gibt es aber in vielen Teilbereichen auch noch sandige und kiesige Rohböden. Es bleibt abzuwarten, ob und in welchem Umfang sich die erste Pioniervegetation halten und weiter entwickeln kann. Teilweise wird sie sicher im nächsten Winter bei höheren Abflüssen abgeschwemmt oder mit Sedimenten überdeckt werden.

Aber der Anfang zur Auwaldentwicklung ist bereits jetzt, wenige Monate noch der Umsetzung der Renaturierung, gemacht.

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Junge Schwarz-Erlen besiedelen in lückiger Formation eine Kiesbank.

 
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In einer flachen Mulde mit Feinsubstraten hat sich eine Gruppe von Weidenjungpflanzen angesiedelt.

 
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Hier wächst noch kein Gehölz, sondern eine Wasser-Minze, die mit weiten Ausläufern Halt im lockeren Sand sucht.

 
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In einer frisch durchspülten Sandmulde kann die Vegetation noch nicht Fuß fassen.

 
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Eine flache Kiesinsel hat sich in der renaturierten Lippe gebildet.

 
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Neben der Insel ist das Wasser sehr flach und turbulent.

 
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Fast die komplette Sohle des Flusses ist mit einer dicken Schicht aus unterschiedlich geformten Kieseln überdeckt.

 
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Viele der Steine sind schon besiedelt worden; in diesem Fall von einigen Köcherfliegenlarven, die sich schützende Behausungen aus kleinen Steinchen gebaut haben.

 
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Auch Wasserpflanzen haben den Bereich schon besiedelt; hier im Bild ein Mischbestand aus Flutendem Wasserhahnenfuß, Wasserstern und Wasser-Ehrenpreis.

 

Stand 25.08.2021

Bei dem derzeit niedrigen Wasserstand sind an vielen Stellen in dem Renaturierungsbereich flache Kiesbänke aufgetaucht. Die Lippe ist im Bereich Sande ein kiesgeprägter Fluss. Durch die Renaturierung hat sie wieder die Möglichkeit, die natürlicherweise vorkommenden Kiese in der Strömung umzulagern. Aber wie sieht es eigentlich unter Wasser aus?

In der besonders in flachen Bereichen turbulenten Strömung hat sich in weiten Teilflächen eine durchgehende Kiessohle entwickelt. Zwischen den Kieseln unterschiedlicher Größe und Form hat gibt es ein gut durchspültes und mit sauerstoffreichem Wasser versorgtes Lückensystem. Dieses ist wichtig für die Besiedlung der Flusssohle durch Krebse, Schnecken, Insektenlarven und Jungfische.

Aber auch typische Pflanzenarten haben sich schon angesiedelt. Sie haften mit ihren Wurzeln zwischen und auf den Steinen. Dadurch finden sie ausreichend Halt in der Strömung. Diese im Wasser flottierenden Pflanzenbestände wiederum bieten Fischen und anderen Arten hervorragende Deckungsmöglichkeiten.

Stand 10.08.2021

Im Gelände sind Bekassinen meistens nicht leicht zu entdecken. Sie sind recht scheu und mit ihrer braunen Gefiederfarbe gut getarnt. Außerdem verstecken sie sich bei Gefahr oder Störungen gerne regungslos in der Vegetation.

In der Lipperenaturierung machen derzeit einige Bekassinen Rast. Die Böden im Wasserwechselbereich und im Flachwasser sind weich und stocherfähig. Hier können die Tiere mit ihren langen Schnäbeln systematisch nach Würmern und Insektenlarven suchen. An der Schnabelspitze haben sie Sinneszellen, mit denen sie Nahrung im Boden ertasten können. Der lange Schnabel kann an der Spitze wie eine Pinzette geöffnet werden.

Die Bekassinen fnden an der Lippe Nahrung, Ruhe und Möglichkeiten zum Baden und Putzen als Stärkung für den Weiterflug in ihr Winterquartier.

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Ziemlich unauffällig - zwei Bekassinen in der schütteren Ufervegetation der Lippe.

 
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Mit dem langen Schnabel wird bei der Nahrungssuche kräftig gestochert.

 
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Immer an der Grenze zwischen Wasser und Land am Ufer entlang.

 
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Nach dem Bad darf die Gefiederpflege nicht zu kurz kommen.

 
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Blick von Westen über die Renaturierung. Bei dem vorherrschenden Niedrigwasserabfluss ist die Blänke im Vordergrund links vom Flusslauf der Lippe fast vollständig abgetrennt. Trotzdem sind auch bei diesem niedrigen Wasserstand immer noch große Teile der neuen Flussaue überstaut.

 
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Inseln aus Kies und Sand haben sich gebildet und entstehen immer noch neu. Einige Totholzeinbauten und enge Initialgestaltungen haben ausgereicht, um eine gewaltige Eigendynamik der Lippe anzuregen.

 
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Hier hat sich eine regelrechte Furt aus Kiesauflandungen gebildet, die sehr flach und turbulent überströmt werden.

 

Stand 30.07.2021

Innerhalb von ca. 4 Monaten hat sich in der Renaturierung ein vielfältiges Mosaik aus fließenden und stehenden Wasserflächen, Sanden und Kiesen sowie aus Pionierbewuchs verschiedener Pflanzen entwickelt. Aus der Luft betrachtet zeigt sich fast ein verwirrendes Bild: Wo fließt eigentlich die neue Lippe? Und sah das nicht vor Kurzem noch ganz anders aus?

Einige wenige Abflussereignisse, die kurzzeitig im Bereich Mittelwassermenge oder etwas darüber lagen, haben gereicht, um nach der Initialgestaltung den Eindruck einer Gewässerbaustelle fast völlig verschwinden zu lassen.

Die Lippe hat es sich in ihrer neuen (alten) Aue richtig gemütlich gemacht!

Stand 13.07.2021

Was Eigendynamik in einer renaturierten Flussaue bedeutet, kann man in den folgenden Fotos erkennen. Es handelt sich um Senkrechtaufnahmen aus der Lipperenaturierung, die aus einer Höhe von 60 m mit einer Drohne aufgenommen wurden.

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Der Flusslauf der Lippe hat sich in ein Haupt- und ein Nebengerinne aufgeteilt. Eine Insel aus Sanden und Kiesen trennt die beiden Gewässerteilflächen. Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass die Insel selbst durch weitere kleinere Nebenrinnen unterteilt ist. Je nach Wasserstand werden mehr oder weniger große Teilflächen überströmt.

 
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Das Foto zeigt eindrucksvoll, dass sich bedingt durch unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten helle Kiese, gelbliche Sande und dunkle Feinsedimente sehr differenziert abgelagert haben. Dadurch sind beste Voraussetzungen für eine Besiedlung durch die verschiedenen Fisch- und Benthosarten gegeben.

 
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An dieser Stelle hat die Lippe quer über die gesamte Flussbreite große Mengen Kies abgelagert, die teilweise als Insel aus dem Wasser ragen, z. T. aber auch recht turbulent überströmt werden. Bemerkenswert sind auch die sehr unterschiedlichen Wassertiefen und Strömungsmuster auf kleinem Raum.

 
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Junger Kiebitz an der Uferlinie.

 
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Das Kiebitzweibchen ist immer wachsam.

 
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Irgendwie ist es zu zweit auf einer Kiesbank am schönsten...

 

Stand 03.07.2021

Die jungen Kiebitze sind schon kräftig gewachsen. Sie laufen gezielt die Wasserwechselzone in der Renaturierung ab und picken unentwegt kleine Insekten, Schnecken und Würmer. Die Eltern sind immer in der Nähe, passen auf und stoßen bei Gefahr Warnlaute aus. Dann ducken sich die Jungen weg und verschmelzen mit dem Untergrund.

Die Austernfischer fühlen sich offenbar wohl in der Lippeaue. Nach der Nahrungssuche kann man in einer Brutpause ganz entspannt auf einer Kiesbank "abhängen".

Stand 21.06.2021


 

Mindestens 8 Brutpaare Flussregenpfeifer haben die neu entstandenen Kiesinseln und Sandbänke der Renaturierung besiedelt. Sie finden hier reichlich Nahrung (kleine Insekten, Würmer und Larven), grenzen ihre Reviere ab und balzen intensiv.

 

Zwei Kiebitzpaare haben ihre Jungen in die Lippeaue geführt. Währen die Etern aufpassen, können die Küken hier in aller Ruhe fressen und wachsen.

 

Austernfischer haben mit einem Brutpaar die Renaturierung besiedelt. Die Lippeaue bietet alles, was sie brauchen: Nahrung, Plätze zum Baden und Ruhen, Schutz. Mit ihren langen Beinen und Schnäbeln sind sie bestens für ein Leben im Flachwasser und der Wasserwechselzone ausgestattet.

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Unmittelbar nach Abschluss der Gestaltungsmaßnahmen haben weit über 100 Uferschwalben-Brutpaare die Steilufer der Renaturierung besiedelt. Sie graben dort ihre Brutröhren in die sandigen Steilwände und profitieren von dem reichen Insektenaufkommen in der Lippe. Auch bei kühlen Temperaturen und schlechtem Wetter schlüpfen hier immer große Mengen von Eintagsfliegen, Köcherfliegen etc.

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Blick über die Renaturierung in Richtung Westen, im Hintergrund ist der Heddinghauser See zu erkennen. Deutlich werden das vielgestaltige und breite Hauptgerinne der Lippe und die zahlreichen überstauten Auenflächen.

 
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Das Senkrechtbild eines Ausschnittes der Renaturierung zeigt die enorme Vielfalt: Unterschiedliche blaugrüne Farben zeigen die verschiedenen Wassertiefen, Kiese, Sande und Totholz bilden ein Mosaik von Substraten. Alles wird geformt und überlagert von abwechslungsreichen Strömungsverhältnissen.

 

Stand 07.06.2021

Die Lippe hat derzeit eine relativ geringe Abflussmenge, die nur wenig über dem sog. mittleren Niedrigwasserabfluss liegt. Trotzdem sind im Renaturierungsbereich immer noch große Teilflächen überstaut und befeuchtet.

Und genau so soll es in einer möglichst naturnahen Flussaue sein. Mulden, Altverläufe und Geländesenken bleiben auch bei niedrigen Abflüssen über lange Zeiten eingestaut. Das ist die wichtigste Voraussetzung für die Entwicklung einer artenreichen Auenlebensgemeinschaft.

 

Dem Lauf der Lippe als Leitlinie folgen zahlreiche Vogelarten auf ihren Wanderungen. Einige von ihnen, wie die Uferschwalben, die Flussregenpfeifer und die Austernfischer, haben die neu entstandenen Lebensräume spontan besiedelt.

Wie stellen sich die Renaturierungsflächen aus der Vogelperspektive dar?

Stand 01.06.2021

Die Austernfischer besuchen inzwischen die Lipperenaturierung als Paar. Sie suchen dort nach Nahrung, baden und putzen sich. Außerdem haben die beiden schon fleißig gebalzt und kopuliert. Vielleicht schreiten sie ja auch noch zur Brut...

Bei der Nahrungssuche stochern Austernfischer auf Wiesen und Weiden, aber auch im Wattenmeer gerne tief mit ihrem langen Schnabel im Boden, um leckere Würmer zu erwischen. In der renaturierten Lippe ist das Wasser stellenweise sehr flach. Dort laufen die Tiere fast bis zum Bauch im Wasser, tauchen bei der Nahrungssuche tief mit dem Kopf ins Wasser und gehen der Sache ordentlich auf den Grund...

Die Flussregenpfeifer sind da schon etwas weiter mit der Familienplanung. Einige Paare brüten bereits. Andere jagen sich noch über die Kies- und Sandbänke, führen ein sog. Scheinnisten auf, balzen intensiv und kopulieren auf den als Revierzentrum ausgewählten Kiesflächen.

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Prüfend stochert ein Austerfischer im flachen Wasser.

 
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Wenn es etwas zu holen gibt, folgt der komplette Körpereinsatz mit Eintauchen des Kopfes.

 
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Zwei Fluppis haben ihr Glück gefunden: eine kleine Kiesinsel in der neuen Lippe.

 
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Das Männchen versucht, das Weibchen mit Imponiergehabe, Fußtrippeln und sogar kleinen Tritten zu stimulieren.

 
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Offenbar mit Erfolg!

 
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Ein Austernfischer bei der Nahrungssuche in Flachwasserzonen der Lippe.

 
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Wettrennen bei den Flussregenpfeifern.

 
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In der Luft wird die volle Gefiederpracht gezeigt, um Konkurrenten zu beeindrucken.

 
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Drei sind einer zu viel...

 
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Uferschwalben verteidigen ihre mühsam gegrabenen Brutröhren gegen "feindliche Übernahmen".

 

Stand 25.05.2021

Austerfischer brüten bereits seit vielen Jahren unregelmäßig in der Lippeaue oberhalb Lippstadt. Diese Watvogelart sucht im seichten Wasser und im Grünland nach Würmern, Schnecken und Insektenlarven. Die ausgedehnten Wasserwechselzonen der Lipperenaturierung bieten für Austernfischer beste Nahrungsmöglichkeiten.

Wie begehrt die Sand- und Kiesbänke der renaturierten Lippe als Brutstätten sind, zeigen die Aktivitäten der Flussregenpfeifer. Während einige Paare bereits brüten, streiten sich andere immer noch heftig um die besten Plätze. Dabei rennen die Fluppis wieselflink über den Boden, zeigen bei schnellen Flugmanövern ihre volle Gefiederpracht und werden im Zweifelsfall auch sehr aggressiv, um Konkurrenten zu verdrängen.

Auch bei den Uferschwalben ist der Andrang groß. Die geselligen Vögel haben inzwischen an mindestens 4 Steilufern Brutröhren gegraben. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Immer wieder versuchen Schwalben die bereits fertig gegrabenen Röhren von Nachbarn zu übernehmen. Dabei gibt es heftige Auseinandersetzungen an der Steilwand.

Stand 08.05.2021

Mehrere Brutpaare des Flussregenpfeifers haben inzwischen im Renaturierungsbereich Reviere gebildet. Einige haben bereits mit der Brut begonnen. Altvögel und Eier sind auf dem Kiesuntergrund bestens getarnt. Leider kommt es immer wieder vor, dass von menschlichen Besuchern unbeabsichtigt und unbemerkt Bruten gestört und Gelege zertreten werden.

Der gesamt Renaturierungsbereich ist Naturschutzgebiet und darf von Unbefugten nicht betreten werden. Kanuten dürfen die Lippe befahren, aber nicht anlanden und aussteigen.

Wie zu erwarten habe sich nach der Rückkehr aus dem Winterquartier auch Uferschwalben an den Steilufern des Gebietes angesiedelt. Sie bauen dort gerade ihre Brutröhren und werden in wenigen Tagen mit der Brut beginnen. Auch die Uferschwalben sind gegenüber menschlichen Störungen empfindlich.

Die Lippe stellt für viele wanderende Tierarten eine wichtige Leitlinie dar. Und die Renaturierung in Sande bietet ideale Bedingungen für durchziehende Watvögel. Derzeit suchen z. B. Grünschenkel in den Flachwasserzonen nach Nahrung. Die Art ist in Skandinavien und nördlichen Tundrenzonen Brutvogel.

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Ein Flussregenpfeifer beobachtet von einem erhöhten Punkt aus das Umfeld seines Reviers.

 
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Der Partner hat bereits mit der Brut auf einer Kiesbank begonnen.

 
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Uferschwalben bauen ihre Brutröhren in einer steieln Uferwand.

 
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Sie sind Koloniebrüter. Oft siedeln mehr als 100 Brutpaare nebeneinander.

 
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Grünschenkel an der "Tankstelle Lipperenaturieurng".

 
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Flußregenpfeifer sind Pionierbesiedler von offenen und dynamischen Flussauen.

 
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Das Revier wird durch einen auffälligen Rundflug mit lauten Rufen markiert

 
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Bruchwasserläufer tanken in der Lipprenaturierung Energie für ihren Weiterflug in die nördlichen Brutgebiete.

 
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Stand 27.04.2021

Wasser, Kies und Sand in einer dynamischen Flussaue besitzen für Flußregenpfeifer eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Als Pionierbesiedler sind die Fluppis in der Lage, geeignete Lebensräume sehr schnell zu erobern. Die Renaturierung der Lippe bietet ausreichend Platz für die Ausbildung mehrerer Brutreviere.

Einige Fluppis haben die Kiesbänke und Sandufer bereits besiedelt. Sie suchen dort Nahrung, beginnen mit ihrer Balz und streiten um die besten Plätze. Gerne führen die Männchen um das Zentrum ihres Brutrevieres herum Flugmanöver aus, bei denen auffällig gerufen wird. Nach der Landung auf dem Boden wird das Gefieder abgespreizt, um größer zu erscheinen und Rivalen zu zeigen: Das hier ist mein Revier.

Flußregenpfeifer legen ihre Eier direkt auf den Kiesuntergrund. Wenn die Tiere brüten, sind sie bestens getarnt. Verlassen die Fluppis das Nest, sind die Eier kaum von den Kieselsteinen zu unterscheiden. Deshalb ist es absolut wichtig, Kies- und Sandbänke, Gewässerufer und Rohbodenflächen nicht zu betreten. Zu schnell ist ein Gelege der Fluppis zertreten.

Einige Bruchwasserläufer nutzen den Renaturierungsbereich derzeit als Tankstelle auf ihrem Zug. Diese Watvogelart brütet in den nördlichen Tundragebieten und ist bei uns als Zug- und Rastvogel zu beobachten. Sie haben in den Tropen und Subtropen der Südhalbkugel überwintert und tausende Kilometer zurückgelegt, bis sie die Lippe in Sande erreicht haben. Dabei haben sie sich am Flusslauf der Lippe orientiert und möglicherweise die breiten Wasserflächen über große Entfernungen bei nächtlichem Mondlicht wahrnehemn können.

Die Bruchwasserläufer suchen in flachen Uferbereichen und auf wenig überströmten Kiesbänken nach Larven von Eintagsfliegen, Käfern und Steinfliegen. Sobald sie ihre Reserven aufgefüllt haben, werden sie ihre Reise fortsetzen.