Renaturierung der Lippe in Paderborn-Sande
Das Plangebiet umfasst den Lippeabschnitt flussabwärts des Paderborner Lippesees direkt im Anschluss an die Lippeseeumflut unterhalb der B64. Es hat eine Ausdehnung von rund 14 Hektar, der Lippeabschnitt hat aktuell eine Länge von rund 650 m. Die Umsetzung der Maßnahme erfolgt ausschließlich auf Flächen im öffentlichen Eigentum.
Durch die Renaturierung sollen dem Fluss wieder eigendynamische Entwicklungsmöglichkeiten (ohne menschliche Einflüsse) gegeben werden und das Fließgewässer wieder mit seiner Aue vernetzt werden. Dies ist die Grundlage für die Ausbildung naturnaher Gewässerstrukturen, welche als Lebensräume für die schützenswerten Gewässer- und Auenbewohner dienen. Dadurch kann die Lippeaue ihre Funktion als wichtige Biotopverbundachse wieder ausüben. Die Maßnahme findet innerhalb eines Naturschutzgebietes statt. Deshalb müssen Eingriffe soweit wie möglich begrenzt werden.
Wichtige Projektziele sind:
- Naturnahe Neugestaltung des Flusslaufs und typgerechte Entwicklung der Lippe
- Entwicklung einer Auenlandschaft
- Verbesserung der Längsdurchgängigkeit des Flusses für Fische und andere Wasserlebewesen
- Schaffung neuer Lebensräume für gewässer- und auentypische Tiere und Pflanzen
Nachfolgend wird eine schematische Querschnittsdarstellung der geplanten Entwicklung gezeigt. Ein strukturreicher und vielgestaltiger Flusslauf ist in eine durch Auwaldelemente geprägte Aue eingebettet.
Dabei sind folgende wichtige Rahmenbedingungen zu beachten:
- Gewährleistung der Hochwassersicherheit für die Talsperre Lippesee
- Gewährleistung der Hochwassersicherheit für die Kläranlage-Sande
- keine häufigere Überstauung von landwirtschaftlichen Nutzflächen
- Gewährleistung der Wandermöglichkeiten für Kanuten
- Ausschluss von Beeinträchtigungen von Lebensräumen hoher ökologischer Wertigkeit
- Vermeidung von Konflikten mit Leitungen und technischen Bauwerken
In diesem Bauabschnitt kann über eine Neuprofilierung eine sehr deutliche Laufverlängerung erreicht werden (von etwa 650 m auf ca. 1.100 m). Die Lippe wird zur Förderung der eigendynamischen Entwicklung innerhalb einer bis zu 100 m breiten Sekundäraue in einem Initialprofil mit 10 m Breite und 1,0 bis 1,1 m Tiefe unter Niveau der Sekundäraue angelegt. Bereits bei Mittelwasserabfluss werden frühzeitig eigendynamische Sedimentumlagerungen im Initialprofil stattfinden. Sobald die neue Lippe bei der Anlandung und Erosion von Sanden und Kiesen einen Gleichgewichtszustand erreicht hat, wird die Sekundäraue in Teilflächen ca. 65 Tage im Jahr überstaut sein. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung naturnaher Auen- und Auwaldstrukturen.
Kurz vor der Einmündung der neuen Lippe in den Bestandsverlauf am westlichen Ende des Plangebietes ist zur Überwindung des Höhenunterschieds eine Sohlgleite erforderlich. Das ist ein Bauwerk aus Riegeln und Becken, in dem in kleinen Schritten der Höhenunterschied der renaturierten Lippe zu der unterhalb im Ausbauzustand befindlichen Tief eingeschnittenen Lippe abgebaut wird. Die Sohlgleite wird so angelegt, dass sie sowohl für Fische durchgängig, als auch für Kanuten befahrbar ist.
An zahlreichen Stellen werden in die neue Lippe Totholzbäume eingebaut. Sie sollen die Strömung des Wassers beeinflussen und sind wichtige Strukturelemente in einer naturnahen Flussaue.
Flutmulden und Blänken (flache, zeitweilig mit Wasser gefüllte Geländemulden) werden gestaltet, um Teile der Aue zu befeuchten.
In einer Teilfläche unterhalb der B 64 wird ein mit Schilf bewachsenes Gerinne angelegt, durch das ablaufendes Wasser des Lippesees geleitet wird, um es von Algen und Nährstoffen zu reinigen.
Das Video zeigt wesentliche Planungsschritte der Renaturierung der Lippe unterhalb Sande.
Das Video verdeutlicht die Planung der Renaturierung durch den Vergleich mit der Lippe im Ausbauzustand.